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Tinnitus

Tinnitus Behandlung: Was hilft gegen das Pfeifen im Ohr?

Kathrina Haunfelder
Verfasst von Kathrina Haunfelder
Zuletzt aktualisiert: 23. Mai 2022
Lesedauer: 7 Minuten
© Aleksej Sarifulin / istockphoto.com

Rund 15 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung leiden an Tinnitus. Der Begriff Tinnitus kommt aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie „Klingen im Ohr“. Es handelt sich dabei um eine Störung in der Hörwahrnehmung, wobei Betroffene eine Art Piepen, Summen oder Pfeifen hören. Welche Arten und Behandlungsmethoden es gibt, erfahren Sie in diesem Artikel.

Inhaltsverzeichnis
  1. Definition
  2. Ursachen
  3. Behandlung
  4. Fazit

Alles auf einen Blick:

  • Tinnitus ist ein Störgeräusch, das meist plötzlich auftritt und nach einer Zeit von selbst verschwindet.
  • Er kann aber auch andauern und sich somit zu einem chronischen Symptom entwickeln.
  • Ist das Symptom chronisch, versuchen Ärzte durch Therapien und Hörsysteme die Wahrnehmung des Geräusches zu minimieren.
  • Mediziner unterscheiden zwischen objektivem und subjektivem sowie chronischem und akutem Tinnitus.
  • Sowohl physische als auch psychische Faktoren können ein Auslöser sein.

Definition

Beim Thema Tinnitus sprechen Mediziner nicht von einer Krankheit, sondern von einem Symptom und unterscheiden zwischen einer subjektiven und einer objektiven Form. Abhängig von der Zeitdauer findet eine zusätzliche Differenzierung zwischen einer akuten und einer chronischen Form statt.

Was ist ein Tinnitus?

Millionen Menschen sind in Deutschland von einem Tinnitus betroffen und doch nimmt jeder Patient ihn anders wahr. Der Ton entsteht im Kopf und geht meist nicht von einer externen Schallquelle aus. Nur der Patient hört dann das Störgeräusch. Betroffene beschreiben das Ohrgeräusch als eine Art Pfeifen, Summen, Zischen oder Rauschen.

Meistens tritt die Hörstörung von einem Moment auf den anderen auf. Sie kann ein- oder beidseitig wahrgenommen werden und verschwindet nach einer kurzen Zeit von selbst. Wenn das Ohrgeräusch über einen längeren Zeitraum anhält, kann sich womöglich ein chronischer Tinnitus entwickeln.

Welche Arten gibt es?

In der Medizin wird zwischen objektivem und subjektivem Tinnitus unterschieden:

Objektiver Tinnitus

Das Ohrgeräusch kann bei dieser Form durch moderne Geräte hörbar gemacht werden. Diese Form kommt sehr selten vor. Der Ton entsteht an einer existierenden und dadurch messbaren Schallquelle im Bereich des Innenohrs. Er kann zum Beispiel durch Fließgeräusche von verengten Blutgefäßen in der Nähe vom Ohr erzeugt werden.

Subjektiver Tinnitus

Diese Form ist sehr häufig. Das Ohrgeräusch kann nur der Patient wahrnehmen, es kann nicht hörbar gemacht werden. Eine Schallquelle, von der der Ton ausgeht, gibt es nicht.

Eine weitere Unterscheidung wird anhand der Zeitdauer gemacht:

Akuter Tinnitus

Hält die Hörstörung nicht länger als drei Monaten an, dann handelt es sich um einen akuten Tinnitus. Gelingt es den Betroffenen, sich zu entspannen, dann verschwinden die lästigen Töne oft über Nacht. Quälen Sie die Ohrgeräusche allerdings mehrere Tage am Stück, dann sollten Sie einen HNO-Arzt aufsuchen, damit dieser eine Tinnitus-Behandlung beginnt.

Chronischer Tinnitus

Wenn Betroffene das Ohrgeräusch über mehrere Monate wahrnehmen, ist es chronisch. In solchen Fällen ist die Chance geringer, dass der Ton von selbst und ohne ärztliche Behandlung nachlässt. Es gibt aber zahlreiche Methoden, die den Betroffenen das Leben damit einfacher machen.



Ursachen

Die Gründe für einen Tinnitus sind vielfältig. Umso schwieriger ist es, eine eindeutige Ursache zu finden. Neben körperlichen können auch seelische Gründe eine große Rolle spielen, wobei Stress und Lärm besonders ausschlaggebende Aspekte sind. In vielen Fällen tritt ein Tinnitus auch nach einem Hörsturz in Kombination mit Hörverlust auf.

Wie entsteht ein subjektiver Tinnitus?

Der subjektive Tinnitus kann nur von den Betroffenen selbst gehört werden, seine Entstehung ist noch unklar. Möglicherweise werden durch geschädigte Haarzellen oder fehlgeschaltete Nervenbahnen falsche Signale an das Gehirn geleitet und lösen so das Ohrensausen aus.

Folgende Liste zeigt mögliche Ursachen auf:

  • Lärmbelastung
  • Erkrankung im Bereich des Herz-Kreislauf-Systems (z. B. Bluthochdruck)
  • Stress und andere psychische Belastung
  • Mittelohrentzündung
  • Tubenfunktionsstörung
  • Ohrenschmalz/Fremdkörper im Gehörgang
  • vererbte oder altersbedingte Schwerhörigkeit
  • Tumor am Hörnerv
  • Morbus Menière
  • Nebenwirkung von Medikamenten
  • Trommelfellverletzung
  • Knalltrauma
  • Stoffwechselerkrankung
INFO:
Wenn keine Ursache für das Ohrensausen diagnostiziert werden kann, wird in der Medizin von einem idiopathischen Tinnitus gesprochen. Der Deutschen Tinnitus-Liga zufolge leiden etwa 45 Prozent der Betroffenen unter dieser Art, die mit dem Phantomschmerz verglichen wird.

Wie entsteht ein objektiver Tinnitus?

Ein objektives Ohrengeräusch kann auf eine Schallquelle im Körper und damit nicht selten auf eine Krankheit zurückgeführt werden. Dadurch kann die Ursache genauer definiert werden als bei der subjektiven Form. Der objektive Tinnitus, der auch von anderen gehört und sogar gemessen werden kann, ist sehr selten.

Er kann folgende Gründe haben:

  • Strömungsgeräusche von fehlgebildeten oder verengten Blutgefäßen
  • gutartiger Mittelohrtumor
  • Schädel-Hirn-Trauma
  • Blutarmut
  • Herzklappenerkrankung
  • offene Ohrtrompete


Behandlung

Die Tinnitus-Behandlung gestaltet sich nicht einfach, da die genaue Ursache bei einer Untersuchung oft nicht klar zu definieren ist und es damit schwierig wird zu behandeln. Abhängig von der Form des Tinnitus gibt es unterschiedliche Methoden der Therapie, wie zum Beispiel die Tinnitus-Retraining-Therapie.

Wie wird ein akuter Tinnitus behandelt?

Die schnelle Behandlung einer akuten Form soll in erster Linie die Entstehung eines chronischen Tinnitus verhindern. Wenn bei der Untersuchung ein Auslöser gefunden werden kann, wird dieser entsprechend behandelt. Wird das Ohrsummen zum Beispiel durch eine Mittelohrentzündung ausgelöst, dann werden dem Patienten für die Genesung die passende medikamentöse Behandlung sowie Bettruhe verschrieben. Bei einem Hörsturz wird in der Regel eine Kortisonbehandlung durchgeführt.

Weiter Ansätze für die Behandlung sind:

  • Infusionstherapie zur Durchblutungsförderung
  • Entspannungstherapie
  • Kortison-Infusion
  • Kieferorthopädie
  • Krankengymnastik
  • Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO)

Wie wird ein chronischer Tinnitus behandelt?

Die vollständige Heilung ist bei dieser Form größtenteils nicht möglich.

Das Ziel bei der ärztlichen Behandlung besteht darin, das Ohrengeräusch abzuschwächen und damit dem Patienten Lebensqualität zurückzugeben. Der konstante Tinnituston ist für viele Menschen im Alltag auf Dauer körperlich und emotional sehr belastend.

Ärzte greifen bei dieser Form meist auf folgende Maßnahmen zurück:

  • Infusionstherapie zur Durchblutungsförderung
  • Entspannungstherapien, wie z. B. progressive Muskelentspannung, Yoga oder Tai-Chi
  • Psychologische Betreuung, z. B. verhaltenstherapeutische Ansätze
  • Spezielle Hörsysteme: Masker oder Noiser
  • Hörgeräte
INFO:
Bei einem Tinnitus-Masker oder Tinnitus-Noiser handelt es sich um spezielle Hörsysteme, die das Gehirn mit anderen Geräuschen von dem Störgeräusch ablenken. Der Masker überspielt das Ohrgeräusch mit anderen lauteren und angenehmeren Tönen, sodass der Tinnituston selbst nicht mehr wahrgenommen wird. Ein Noiser hingegen arbeitet mit dem Tinnitusgeräusch selbst. Er bildet im Ohr ein Hintergrundrauschen und baut darin das Störgeräusch hinein. Diese Systeme, die auf der Basis von akustischer Stimulation arbeiten, sind oft Teil der sogenannten Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT).

Was ist eine Tinnitus-Retraining-Therapie?

Die Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT) soll Patienten mit einem chronischen Tinnitus langfristig helfen, das Störgeräusch nicht mehr als so quälend zu empfinden.

Man lernt nach einem ärztlichen Beratungsgespräch zuerst mit dem Ohrgeräusch mithilfe von modernen Hörgeräten und Therapien umzugehen und es im besten Fall komplett zu überhören. Außerdem sollen die negativen Gefühle in Verbindung mit dem Ohrgeräusch aufgelöst werden.

Die Therapie lässt sich in folgende Schritte unterteilen:

  • Tinnitus-Counseling: Beratungs- und Aufklärungsgespräch
  • Hörtraining mit Hörsystemen: Anpassung und Einsatz von Masker oder Noiser
  • psychologische Betreuung gepaart mit Entspannungstherapie: Übungen zur Stress- sowie Angstbewältigung
  • Selbsthilfe und Beratung, zum Beispiel bei der Deutschen Tinnitus-Liga

Im optimalen Fall arbeiten Psychologen, Ärzte sowie Hörgeräteakustiker zusammen. Man bezeichnet das dann als Tinnitus-Bewältigungs-Therapie. Oft verstärkt Stress Störgeräusche, daher wird hier großer Wert auf Entspannungs- und Verhaltenstherapien gelegt. Die Patienten sollen auf diese Weise lernen, im Alltag mit dem Ohrgeräusch zu leben und damit umzugehen.



Fazit

Bei einem Tinnitus handelt es sich nicht um eine Erkrankung, sondern um ein Symptom. Es werden Geräusche gehört, die keine Quelle zu haben scheinen. Die möglichen Auslöser sind zahlreich, sie können sowohl körperlich als auch seelisch sein. Die exakte Entstehung ist bisher noch nicht genau erforscht. Tritt ein Ohrgeräusch länger als zwei Tage auf, sollten Sie sich so schnell wie möglich an einen HNO-Arzt wenden, um mit der richtigen Therapie die Entwicklung eines chronischen Tinnitus zu vermeiden.

Über unsere*n Autor*in
Kathrina Haunfelder
Kathrina studiert zurzeit Technikjournalismus und Technik-PR. Im Studium eignete Sie sich bereits die grundlegenden Kompetenzen in den Bereichen Print-, Online-, Hörfunk- und TV-Journalismus mit dem Schwerpunkt Technik an. Vor ihrem Studium absolvierte Sie eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin.