Ohrgeräusche sind nicht nur unangenehm, sie können sogar zu sozialem Rückzug führen. Was sich dahinter verbirgt, was der Unterschied zwischen einem objektiven und einem subjektiven Tinnitus ist, welche Rolle Stress als eine der häufigsten Ursachen dabei spielt und welche Therapie beziehungsweise Behandlung beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt helfen kann, darauf gehen wir in diesem Artikel ein.
Alles auf einen Blick:
- Tinnitus sind Ohrgeräusche wie Pfeifen oder Summen. Sie treten oft plötzlich auf und werden mal laut und mal leise wahrgenommen.
- Die häufigste Form ist ein einseitiger Tinnitus, die Störung kann aber auch beidseitig auftreten.
- Eine Unterscheidung erfolgt zwischen dem akuten und dem chronischen Tinnitus und zudem zwischen einer subjektiven und einer objektiven Form.
- Bei einem subjektiven Tinnitus kann nur der Patient das Geräusch wahrnehmen, beim objektiven Tinnitus ist der Ton messbar.
- Je früher eine Therapie beginnt, desto besser die Chancen, die lästigen Töne wieder loszuwerden.
- Betroffene Personen entwickeln in der Folge nicht selten psychische Probleme.
Definition
Bei einem Tinnitus handelt es sich um störende Ohrgeräusche, die für den Patienten unangenehm, manchmal fast unerträglich sind. Diese Töne können sehr leise, aber auch ziemlich laut sein. Diagnose und Therapie gestalten sich, abhängig von der Ursache, bisweilen schwierig. Manchmal aber kann der HNO-Arzt helfen.
Was ist ein Tinnitus?
Der Begriff kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Klingeln„, da die betroffenen Personen meistens ein eher klingelndes Geräusch wahrnehmen. Die Ohrgeräusche sind nicht gefährlich, werden aber als äußerst unangenehm empfunden. Vor allem, wenn Tinnitus-Patienten sehr lange mit den störenden Ohrgeräuschen zu kämpfen haben, kann es zu einer Verminderung der Lebensqualität und zum sozialen Rückzug kommen. Wirklich helfen kann der HNO-Arzt nur dann, wenn die Geräusche eine rein somatische Ursache haben.
Wie erkenne ich einen Tinnitus?
Die Symptome können stark variieren. So beklagen die einen laute Geräusche, während andere Patienten nur sehr leise Töne im Hintergrund wahrnehmen. Fast jede Art von Ton ist dabei möglich, meist aber ist es ein Piepen oder Klingeln, manchmal auch ein Summen, Rauschen oder Klopfen.
Ärzte unterscheiden zwischen einem objektiven Tinnitus und einem subjektiven Tinnitus. Lediglich die objektive Variante kann im Rahmen von Untersuchungen festgestellt werden.
Die vier Grade von Ohrgeräuschen
Ein Tinnitus ist keine Krankheit, sondern ein Symptom. Um allerdings einschätzen zu können, wie sehr der Betroffene unter dem Tinnitus leidet, sind die Ohrgeräusche in vier Schweregrade eingeteilt:
- Grad 1: Die Betroffenen fühlen sich nicht beeinträchtigt. Das Geräusch kommt nur selten und/oder kann gut kompensiert werden.
- Grad 2: Der Tinnitus fällt vor allem in Belastungssituationen störend auf.
- Grad 3: Betroffene sind in ihrem (Berufs-)Alltag stark gestört und leiden unter dem Geräusch.
- Grad 4: Die Einschränkungen sind so erheblich, dass die Lebensqualität beeinträchtigt wird und der Betroffene sein Leben nicht mehr wie gewohnt führen kann. Das hat meist seelische Probleme zur Folge.
Unterscheidung
Grundsätzlich wird bei den Ohrgeräuschen zwischen der akuten und der chronischen Form unterschieden, wobei die Therapie beim akuten Tinnitus deutlich mehr Erfolg verspricht.
Akuter Tinnitus
Diese Form tritt oft auf, wenn eine andere Ohrerkrankung vorliegt oder zum Beispiel kurzzeitiger Stress oder ein Hörsturz die Töne ausgelöst haben. Von akut spricht man, wenn das erste Auftreten der Ohrgeräusche nicht mehr als drei Monate zurückliegt.
Der akute Tinnitus wird in der Regel mit entzündungshemmenden Medikamenten oder einer entsprechenden Infusion behandelt.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten:
- Kortison
- hyperbare Sauerstofftherapie in der Druckkammer (zum Beispiel bei Hörsturz)
- kieferorthopädische Behandlung
- Krankengymnastik.
Das Problem: Erfolgt die Diagnose beim akuten Tinnitus nicht früh genug, kann er in eine chronische Form übergehen, bei der kaum Heilungschanen bestehen.
Chronischer Tinnitus
Von der chronischen Form spricht man, wenn die Ohrgeräusche schon seit mindestens drei Monaten anhalten und eine Behandlung bisher keinen Erfolg gebracht hat. Die chronische Form kann zum Teil mehrere Jahre anhalten oder überhaupt nicht mehr weggehen. Die große Problematik ist, dass die Ohrgeräusche den gesamten Alltag begleiten, mal mehr, mal weniger stark. Die Wahrnehmung vieler Geräusche ist bei den Betroffenen oft stärker als gewohnt, sie werden empfindlicher. Durch die Dauer können die Ohrgeräusche bei einem chronischen Tinnitus zu psychischen Störungen führen.
Ein chronischer Tinnitus kann zwar zunächst mit einer Infusion behandelt werden, die allerdings nicht immer Besserung bringt. Deshalb empfehlen Ärzte in der Regel, bereits bei ersten Anzeichen einen ganzheitlichen Aspekt zu nutzen und sich gesund zu ernähren, ausreichend zu bewegen, Entspannungsübungen wie die progressive Muskelentspannung zu erlernen und vor allem die Seele zur Ruhe kommen zu lassen. Auch eine kognitive Verhaltenstherapie bei einem Psychotherapeuten kann sinnvoll sein. Am besten schon bevor es zum sozialen Rückzug und damit zu noch schwerwiegenderen Problemen bei den betroffenen Patienten kommt.
Tabelle: Die Unterschiede im Überblick:
| Akuter Tinnitus | Chronischer Tinnitus |
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Tinnitus Ursachen
Die Auslöser für den Tinnitus können sehr unterschiedlich sein. Das Piepen im Ohr ist keine Krankheit. Kann aber im schlimmsten Fall sogar das Symptom für einen Tumor sein.
Was kann sich hinter den Geräuschen verbergen?
Der Tinnitus tritt in der Regel plötzlich auf, was auf verschiedene Ursachen zurückzuführen ist. So kann beispielsweise ein lauter Knall der Auslöser für das Ohrensausen sein. Auch ein entzündetes Innenohr oder andere Erkrankungen des Ohrs können die störenden Ohrgeräusche auslösen. Sehr häufig aber ist das unangenehme Geräusch ein deutliches Anzeichen für Stress.
Objektiver Tinnitus
Der objektive Tinnitus kann von anderen Menschen wahrgenommen werden und seine Anzeichen sind daher auch für den HNO-Arzt messbar. Häufig handelt es sich um das Strömungsgeräusch von Blut, zum Beispiel bei Verengungen, oder um Töne, die durch zuckende Muskeln, die sich im Kiefer, im Gaumen oder im Ohrbereich befinden, ausgelöst werden. Auch Faktoren wie Blutarmut, Erkrankungen der Herzklappe und in seltenen Fällen sogar Tumore können zu einem objektiven Tinnitus führen.
Subjektiver Tinnitus
Anders als der objektive Tinnitus kann der subjektive Tinnitus von anderen Menschen nicht gehört werden. Er ist schwer nachweisbar. Eine Diagnose erfolgt daher aufgrund der Patientenbeschreibung.
Die Entstehung ist noch nicht vollständig geklärt. Experten vermutet aber, dass geschädigte Haarzellen oder falsch geschaltete Nervenbahnen das Gehirn verwirren und die Ursache für die Töne sind.
Mögliche Ursachen für die subjektive Form und ihr klingendes Symptom sind:
- Verstopftes Ohr (Ohrenschmalz, Fremdkörper)
- Stress
- Starke emotionale Belastung
- Hörtrauma (laute Geräusche, laute Musik)
- Hörverlust
- Entzündungen im Ohr (oft Innenohr)
- Hörsturz
- Schädel-Hirn-Trauma
- Niedriger Blutdruck
- Zu hoher Blutdruck
- Perforation des Trommelfells
- Morbus Menière
- Otosklerose
- Schlagartige Druckänderungen
- Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems (zum Beispiel Arterienverkalkung)
- Hormonelle Störungen
- Stoffwechselerkrankungen
- Halswirbelsäulenprobleme
- Erkrankungen des zentralen Nervensystems (zum Beispiel Multiple Sklerose)
- Störungen im Zahn-Kiefer-Bereich oder im Nasen-Rachen-Raum
- Medikamente
Behandlung
Mit welcher Therapie die Erkrankung behandelt wird, richtet sich vor allem nach der Ursache sowie nach Art und Schwere des Symptoms. Und danach, ob es sich um akute Ohrgeräusche handelt oder um eine langwierige Form.
Hat der Tinnitus eine psychische Ursache, können autogenes Training und andere Entspannungstechniken dabei helfen, die Ohrgeräusche auszublenden. Akzeptanz ist hier ein wichtiges Stichwort. Gelingt das nicht, können die Töne durch spezielle Hörgeräte unterdrückt beziehungsweise überspielt werden.
Klagt der Patient neben dem Tinnitus über Hörstörungen, kann zudem ein entsprechendes Hörgerät zum Einsatz kommen, das die Schwerhörigkeit ausgleicht.
Die medikamentöse Behandlung rückt vor allem die tinnitusassoziierten Symptome wie Schlaf- oder Angststörungen sowie Depressionen in den Fokus, da diese eine schwerwiegende Belastung für den betroffenen Patienten darstellen.
Weiterführende Hilfe und Informationen, auch weitere profunde Infos zu Ursachen und Behandlung finden Sie bei der Deutschen Tinnitus-Liga e.V. Es handelt sich dabei um eine gemeinnützige Selbsthilfeorganisation, die sich des Themas Tinnitus in allen Facetten angenommen hat.
Vorbeugung
Damit Tinnitus-Symptome gar nicht erst auftreten, ist es wichtig, Körper und Geist in Einklang zu halten. Vermeiden Sie Stress oder bauen Sie diesen mit Bewegung ab. Schlafen Sie regelmäßig und ausreichend und ernähren Sie sich gesund, denn auch diese Faktoren tragen zum allgemeinen Wohlbefinden bei.
Fazit
Die unangenehmen Ohrgeräusche des Tinnitus stellen für die meisten Patienten eine echte Belastung dar. Grundsätzlich sollten Sie bei einem plötzlich auftretenden Tinnitus unverzüglich den Ohrenarzt aufsuchen, damit dieser Sie schnellstmöglich behandeln kann. Andernfalls kann sich eine chronische Variante einstellen, die Sie im schlimmsten Fall Ihr Leben lang begleitet.