Bei einem Hörverlust, medizinisch Hypakusis genannt, kann es zu einem teilweisen oder vollständigen Verlust des Hörvermögens kommen, von einer leichten Schwerhörigkeit bis hin zur Taubheit. Das Thema Schwerhörigkeit ist vielen Menschen unangenehm, dabei ist es durch die heutigen Behandlungen und Therapien durchaus möglich, die Lebensqualität selbst bei hochgradigen Formen wieder zu steigern. Finden Sie in diesem Artikel heraus, welche Anzeichen auf eine Schwerhörigkeit hinweisen und welche Möglichkeiten infrage kommen.
Alles auf einen Blick:
- In der Medizin wird zwischen Schalleitungsschwerhörigkeit, Schallempfindungsschwerhörigkeit und kombiniertem Hörverlust unterschieden.
- Für eine Schwerhörigkeit kann es zahlreiche Gründe geben, wie z. B. Infektionen, Alter, angeborene Fehlbildung oder Lärmbelastung.
- Wer bereits die ersten Symptome ernstnimmt und sich frühzeitig an einen HNO-Arzt wendet, hat gute Chancen, sein Gehör zu erhalten.
- Es gibt verschiedene Therapien, die vom HNO-Arzt individuell angepasst werden.
- Hören Sie ganz plötzlich nichts mehr, dann weist das auf einen Hörsturz hin. Sie sollten sofort handeln.
Definition
In der Medizin werden drei Arten unterschieden. Es kann sich dabei um eine geringe Einschränkung der Hörfähigkeit handeln, aber auch um völliges Taubsein.
Welche Arten des Hörverlusts gibt es?
In Deutschland leben rund 80.000 Gehörlose und immerhin 16 Millionen Menschen hören schlecht. Die Gründe dafür können ganz vielfältig sein und sowohl das Außenohr, als auch das Mittelohr und/oder das Innenohr betreffen.
Mediziner und Akustiker unterscheiden im Allgemeinen zwischen drei Arten:
- Schallleitungsschwerhörigkeit/Schallübertragungsschwerhörigkeit:
Diese Art wird auch als konduktiver Hörverlust bezeichnet. Die Schallwellen erreichen meistens wegen eines beschädigten Außen- oder Mittelohrs stark verändert, abgeschwächt oder gar nicht mehr das Innenohr. Der Schalltransport ist gestört und Töne werden zwar klar, aber verändert wahrgenommen. - Schallempfindungsschwerhörigkeit (Sensorineuraler Hörverlust):
Grund für diese Form kann zum Beispiel eine Fehlbildung oder Schädigung des Innenohrs oder des Hörnervs sein. Betroffene Personen können bestimmte Tonfrequenzen schlechter oder gar nicht mehr wahrnehmen. Es kommt zum sogenannten Hörfehler. - Kombinierte Hörverlust:
Hierbei sind gleichzeitig das Mittel- und/oder Außenohr sowie das Innenohr beschädigt.
Was tun bei plötzlichem Hörverlust?
Kommt es – teilweise über Nacht – zu einem ganz plötzlichen schweren Verlust des Gehörs, dann handelt es sich meist um einen Hörsturz. Einem solchen schweren Hörverlust kann, neben einigen anderen Faktoren, psychischer Stress zugrunde liegen. Die Betroffenen leiden häufig zusätzlich an Tinnitus, aber auch Drehschwindel tritt mitunter auf.
Ein Hörsturz sollte schnellstmöglich behandelt werden. Die Behandlung erfolgt meist mit Kortison in Form von Infusionen.
Ist ein hochgradiger Hörverlust vererbbar?
Nur etwa 15 Prozent aller Gehörlosen haben ihre Gehörlosigkeit wirklich geerbt. Auch angeborene Fehlbildungen in diesem Bereich sind nicht allzu häufig. Trotzdem kommen viele Babys taub auf die Welt. Der Grund kann eine Viruserkrankung der Mutter während der Schwangerschaft, die Einnahme bestimmter Medikamente während dieser sensiblen Zeit oder ein Sauerstoffmangel während der Geburt sein. Noch häufiger ist eine hochgradige Schwerhörigkeit bereits im Kindesalter aufgrund von Hirnhautentzündungen, chronischen Mittelohrentzündungen oder Virus-Erkrankungen wie Mumps oder Masern.
Ursachen
Eine Hörminderung kann viele Ursachen haben, wobei Faktoren wie Alter, Lebensstil, Beruf und Familienkrankheiten eine große Rolle spielen. Die möglichen Auslöser können von einer Erkrankung des Innenohrs bis hin zu einem normalen Alterungsprozess reichen.
Welche allgemeinen Ursachen gibt es für den Verlust des Gehörs?
Auch, wenn sich dahinter viele verschiedene Ursachen verstecken können, so gibt es doch klassische Gründe, die am häufigsten infrage kommen:
- altersbedingte Schwerhörigkeit
- Lärm
- Infektionen/Erkrankungen
- Vererbung
- Fremdkörper im Ohr
- Hörsturz
- Verletzung am Trommelfell Rauchen, Medikamente und Alkohol
Welche Ursache hat die Schalleitungsschwerhörigkeit?
Es gibt eine Reihe von Ursachen für eine Schallleitungsschwerhörigkeit. Meistens liegt der Auslöser dieser Schwerhörigkeit im äußeren Ohr oder Mittelohr, zum Beispiel bei einer Mittelohrentzündung. Aber auch andere Ursachen wie eine Versteifung der Gehörknöcheln (Otosklerose) oder eine Verletzung am Trommelfell verursachen eine eingeschränkte Schallübertragung.
Typische Gründe sind:
- Defekt/Verletzung im Ohr
- Infektion/Erkrankung
- Knalltrauma
- Ohrverstopfung durch Ohrenschmalzpfropf
Welche Ursachen hat die Schallempfindungsschwerhörigkeit?
Die Ursachen für eine Schallempfindungsschwerhörigkeit liegen häufig im Innenohr, manchmal auch an einer Störung oder Erkrankung am Hörnerv und sogar im Gehirn. Die Schallsignale werden problemlos empfangen, aber verändert wahrgenommen.
Folgende Punkte sind häufig Auslöser:
- Innenohrentzündung
- Hörsturz (oft in Verbindung mit Tinnitus)
- Morbus Menière
- Multiple Sklerose
- Tumor am Hör- und Gleichgewichtsnerv (Akustikusneurinom)
- Alter
- Psychischer Stress
- Durchblutungsstörung
- Halswirbelsäulenprobleme
- Infektionskrankheiten(z. B. Masern, Scharlach, Syphilis, Borreliose, Mumps)
- Nebenwirkungen von Medizin
- Lärmbelastung
Zudem kann diese Form der Schwerhörigkeit chronisch werden, zum Beispiel bei Diabetes oder Arteriosklerose, aber auch bei einer täglichen Lärmbelastung von über 80 dB ohne Gehörschutz.
Was ist die Altersschwerhörigkeit?
Ab dem 50. Lebensjahr etwa lässt vieles altersbedingt nach. Bei der Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis), handelt es sich vor allem um Verschleißerscheinungen an den Haarzellen des Innenohrs und des Hörnervs. Speziell Töne mit hoher Frequenz können nur erschwert wahrgenommen werden.
Die häufigsten Ursachen sind:
- langfristige Lärmbelastung
- Zigarettenkonsum
- Durchblutungsstörungen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Beim altersbedingten Hörverlust wird man nur selten komplett taub. Sie ist mithilfe von Hörgeräten gut in den Griff zu bekommen.
Symptome
Schwerhörigkeit kann ganz unterschiedliche Symptome haben. Dazu zählen zum Beispiel ausgeprägte Geräuschsensibilität sowie Schwierigkeiten beim Zuhören. Der Prozess ist oft schleichend, gerade wenn die Ursache altersbedingt ist.
Welche Symptome sind typisch für einen Hörverlust?
Ein sich anbahnender Gehörverlust zeigt sich mit verschiedenen Symptomen. Im Normalfall sind es Personen aus dem direkten Umfeld, die eine Schwerhörigkeit als erstes bemerken. Die Betroffenen sprechen außergewöhnlich laut, drehen den Fernseher oder das Radio über Gebühr auf oder geben falsche Antworten – weil sie die Fragen nicht verstanden haben.
Mögliche Anzeichen für einen Hörverlust sind:
- Alltagsgeräusche wie das Telefon oder den Küchenwecker werden überhört.
- Konzentrationsschwierigkeiten und Müdigkeit treten verstärkt auf.
- Hohe Frequenzen machen Ihnen zu schaffen.
- Die Unterscheidung ähnlich klingender Wörter wird schwieriger.
- Starke Hintergrundgeräusche erschweren Ihnen das Zuhören.
- Unterhaltungspartner scheinen sehr leise zu sprechen.
- Sie haben das Gefühl von verstopften Ohren.
- Es fällt schwer, einem Gespräch mit mehreren Personen zu folgen.
Welche Symptome hat eine Schallleitungsschwerhörigkeit?
Die Schallwellen erreichen das Innenohr nicht mehr richtig. Das lässt sämtliche Töne leiser erscheinen. Die Betroffenen verstehen das gesprochene Wort aber klar und deutlich.
Welche Symptome hat eine sensorineurale Schwerhörigkeit?
Hohe und leise Töne wie Uhrticken, Vogelgezwitscher oder Kinder- und Frauenstimmen werden nur erschwert wahrgenommen. In einer Situation mit einer lebendigen Geräuschkulisse (Restaurants, Straßenverkehr, Feiern etc.) verstehen Betroffene Stimmen grundsätzlich schlechter als normalerweise.
Bei welchen Symptomen sollte Sie gleich zum Arzt?
Grundsätzlich sollten Sie jedes Nachlassen Ihrer Hörfähigkeit überprüfen lassen. Es gibt Störungen im Ohr, wie einen Ohrenschmalzpfropfen, bei denen man die Welt wie unter einer Kuppel wahrnimmt.
Es gibt aber auch solche, die auf wirkliche Schädigungen zurückgehen und mit Schmerzen oder anderen unangenehmen Begleiterscheinungen wie Schwindel auftreten. Eine erste Diagnose kann auch der Hausarzt stellen, wird Sie dann aber an einen Spezialisten überweisen.
Behandlung
Die Therapie ist abhängig von der Form der Schwerhörigkeit. Bei der Untersuchung werden alle Aspekte der Hörminderung beim Patienten betrachtet. Beim Ansehen des Ohrs können zum Beispiel Infektionen im Mittelohr oder Schädigungen des Trommelfells ausgeschlossen werden.
Wie wird eine Schallleitungsschwerhörigkeit behandelt?
Durch eine Ohrenspiegelung (Otoskopie) wird die genaue Ursache der Ohrerkrankung diagnostiziert. Wie einfach oder kompliziert diese zu behandeln ist, ist abhängig davon, ob es sich um eine chronische oder eine akute Erkrankung handelt.
Eine akute Erkrankung wie eine Ohrenentzündung, kann relativ einfach behandelt werden. Bei einer chronischen Form dagegen kann es der Fall sein, dass eine Operation notwendig wird, zum Beispiel bei einem Trommelfellverschluss.
Wie wird eine Schallempfindungsschwerhörigkeit behandelt?
Die Hörminderung, die durch einen Innenohrschwerhörigkeit eintritt, kann nur mithilfe eines Hörgeräts ausgeglichen werden (Hinter-dem-Ohr-Geräte oder Im-Ohr-Geräte).

In Extremfällen und bei Taubheit können elektronische Hörprothesen helfen. Selbst bei einem kompletten Hörverlust kann eine Hörprothese wie das Cochlea-Implantat die Lösung sein. Ein Hörgerät ermöglicht dem Patienten eine uneingeschränkte Teilnahme am gesellschaftlichen und sozialen Leben.
Fazit
Das menschliche Ohr ist ein kompliziertes Gebilde, bei dem selbst kleinste Störungen im System schon eine Hörminderung auslösen können. Die Medizin unterscheidet zwischen drei Arten von Hörverlust: Schallleitungsschwerhörigkeit, Schallempfindungsschwerhörigkeit und eine kombinierte Form. Nehmen Sie das Auftreten erster Anzeichen ernst und suchen Sie einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt auf. Vor allem im Anfangsstadium gibt es sehr gute Behandlungsmöglichkeiten für die betroffenen Patienten. Besonders schnell Hilfe suchen sollten Sie bei plötzlichem Hörverlust. Ist die Schwerhörigkeit bereits weit fortgeschritten, kann ein Hörgerät das Mittel der Wahl sein.