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Hörverlust

Hörsturz: Ursachen, Symptome und Behandlung

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 02. Mai 2023
Lesedauer: 10 Minuten
© Motortion / istockphoto.com

Ein Hörsturz, auch Ohrinfarkt genannt, ist eine plötzlich auftretende einseitige Innenohrschwerhörigkeit. In schweren Fällen kommt es sogar zur völligen Taubheit in Kombination mit den Symptomen Tinnitus und Schwindelgefühl. Die genauen Ursachen sind auf den ersten Blick nicht auszumachen, wahrscheinlich handelt es sich um eine Durchblutungsstörung kleinster Gefäße im Ohr. Meistens geht es dem Patient bereits nach wenigen Stunden wieder besser. Hält die Hörminderung allerdings einige Tage an, dann sollte das betroffene Ohr von einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt untersucht werden, um die richtige Behandlung zu finden.

Alles auf einen Blick

  • Eine plötzliche Hörminderung – oft in Kombination mit einem Tinnitus und Drehschwindel – kann ein Anzeichen für einen Hörsturz sein.
  • Ein Hörverlust dieser Art ist keine Erkrankung und auch kein Notfall, sollte aber trotzdem ernst genommen werden.
  • Die Hauptursache für einen plötzlichen einseitigen Hörverlust scheint Stress zu sein, der Durchblutungsstörungen im Innenohr zur Folge hat. Erstes Anzeichen: ein dumpfes Gefühl im Ohr.
  • Bessern sich die Beschwerden nicht innerhalb weniger Stunden, sollten Sie einen HNO-Arzt aufsuchen. Er wird andere Erkrankungen ausschließen und nach der Diagnose die notwendige Therapie durchführen.
  • Ein HNO-Arzt hat verschiedene Möglichkeiten der Behandlung wie eine Vitamin-C-Infusion oder die Gabe von Medikamenten.


Ursachen

Von einem plötzlichen Hörverlust betroffene Patienten sind oft sehr verunsichert, da die genaue Hörsturz-Ursache nicht direkt erkennbar ist.

Was ist ein Hörsturz?

Tritt eine Hörminderung ganz plötzlich auf und ist keine direkte Ursache wie ein lauter Knall erkennbar, dann sprechen Mediziner von einem idiopathischen Hörsturz. Dieser plötzliche Hörverlust wird häufig von weiteren Symptomen begleitet wie Ohrgeräuschen (Tinnitus), Schwindel oder einem Gefühl wie Watte im Ohr.

In der HNO-Heilkunde unterscheiden die Ärzte zwischen einem leichten Hörsturz und einem schweren Hörsturz. Aber gleich welche Form: Ein solcher Hörverlust ist zwar kein Notfall, sollte aber immer ernst genommen werden.

Was passiert im Ohr bei einem Hörsturz?

Vereinfacht gesagt: das Ohr kollabiert. Bei einem Hörverlust dieser Art hören Sie von jetzt auf gleich schlechter oder sogar auf einem Ohr gar nichts mehr – es ist, als würde irgendetwas Ihr Ohr verstopfen.

Funktioniert alles, wie es soll, dann bewegt sich der Schall durch den Gehörgang Richtung Mittelohr. Dort werden die Signale ans Innenohr weitergeleitet, in Nervensignale umgewandelt und zum Gehirn geschickt. Die Cochlea im Innenohr, auch Hörschnecke genannt, wird übers Blut mit Nährstoffen versorgt. Kommt es zu einer Durchblutungsstörung, können die Druckschwingungen der Schallwellen nicht mehr richtig empfangen und weiterverarbeitet werden.

So ein akuter idiopathischer sensorineuraler Hörverlust kann ziemlich beängstigend sein, vergeht aber in den meisten Fällen wieder innerhalb weniger Stunden. Ganz wichtig: Ruhe bewahren!

Was ist die Ursache?

Der Deutschen Tinnitus-Liga zufolge gibt es pro Jahr etwa 150.000 Betroffene in Deutschland. Die meisten sind um die Fünfzig. Männer und Frauen sind gleich betroffen. Eine äußere Ursache ist nicht auszumachen, aber natürlich muss es einen Grund für den plötzlichen Hörverlust geben. HNO-Ärzte gehen davon aus, dass eine Durchblutungsstörung kleinster Gefäße im Innenohr der Auslöser sein könnte.

Stress jeder Art, auch emotional, dürfte der Risikofaktor Nummer eins für den einseitigen akuten Hörverlust sein. Hinter den Durchblutungsstörungen können sich aber auch folgende mögliche Auslöser beziehungsweise andere Ursachen verbergen:

  • Verschleiß der Halswirbelsäule
  • Blutdruckschwankungen
  • Diabetes mellitus
  • Schlaganfall
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Nikotin

Aber auch Infektionen mit Viren oder Bakterien oder ein Ohrenschmalzpfropf können weitere Ursachen für einen plötzlichen Hörverlust darstellen.

Symptome

Hörsturz-Symptome ähneln den Symptomen anderer Hörprobleme. Daher macht es durchaus Sinn, wenn Betroffene bei anhaltender Schwerhörigkeit einen Termin bei einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder auch Ihrem Hausarzt vereinbaren – am besten bereits bei den ersten Hörsturz-Anzeichen. Nach der Diagnose kann die passende Behandlung durchgeführt werden, um Schlimmeres zu vermeiden.

Alter Mann mit grauen Haaren hält Rentner Megaphon ans Ohr wegen schlechtem Hören
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Typische Symptome

Der Hörverlust tritt ganz plötzlich auf und betrifft bei den meisten Patienten nur ein Ohr. Dabei kann es sein, dass Sie nur einzelne Frequenzen nicht hören, es ist aber auch möglich, dass das Gehör vorübergehend ganz weg ist. Es fühlt sich an, als sei das Ohr mit Watte oder einem Fremdkörper verstopft. Ein typisches Hörsturz-Symptom ist neben einem Drehschwindel auch ein Tinnitus, ein oft hoch frequenter Ton – ein Pfeifen oder Piepen – , unterschiedlich stark ausgeprägt. Bei manchen Patienten kommt auch eine Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen hinzu.

Wissenswertes:
Ein Hörsturz kann verschiedenen Frequenzen betreffen. Bei einem Tieftonhörsturz ist besondere Vorsicht geboten, denn er kann ein erstes Symptom für Morbus Menière sein – eine Erkrankung des Innenohrs, die mit starkem Schwindel einhergeht.

Was sind die ersten Hörsturz-Anzeichen?

Patienten von Hals-Nasen-Ohren-Ärzten berichten immer wieder, dass vor einem Hörsturz ein einseitiges Druckgefühl im Ohr, ein leicht pelziges Gefühl, auftreten kann. Dieses Anzeichen ist nicht schmerzhaft und eher diffus wahrnehmbar. Vermuten Sie einen nahenden Hörsturz, dann sollten Sie unbedingt darauf achten, nicht in eine innerliche Stresssituation zu kommen, denn dadurch machen Sie es schlimmer.



Diagnose und Behandlung

Ein Hörsturz mit darauffolgender einseitiger Taubheit ist im klassischen Sinne keine Erkrankung, höchstens die Folge davon – wie zum Beispiel bei Durchblutungsstörungen. Die Heilungschancen sind gerade bei jüngeren Menschen sehr gut. Oft regeneriert sich das Innenohr auch innerhalb weniger Stunden wieder selbst. Trotzdem sollten Sie sich als Patient auf die Suche nach den möglichen Ursachen machen und diese mithilfe spezieller Therapien, eventuell auch mit Medikamenten, behandeln lassen – gerade, wenn Störungen der Durchblutung der Auslöser sind.

Hält der Hörsturz mehr als zwei Tage an, sollten Sie einen HNO-Arzt aufsuchen. Er wird mit Ihnen die passende Therapie durchführen.

So erfolgt die Diagnose beim HNO-Arzt

HNO Arzt überprüft das Ohr eines Kindes
© AndreyPopov / istockphoto.com

Der richtige Ansprechpartner bei jeder Form der Schwerhörigkeit oder gar Taubheit ist der Hals-Nasen-Ohrenarzt. Bei einer ersten Untersuchung wird sich dieser auf die Suche nach möglichen Ursachen für den idiopathischen sensorineuralen Hörverlust machen und Sie danach fragen, ob Sie eventuell einem sehr lauten Geräusch ausgesetzt waren und welche Medikamente Sie nehmen. Denn auch die können Hörminderungen auslösen. Danach erfolgt die Diagnose unter anderem über

  • eine Überprüfung des Ohrs mithilfe von speziellen Geräten
  • Stimmgabeltest/Ton-Audiogramm
  • Messung des Blutdrucks
  • Überprüfung der Augenbewegung
  • Messung der otoakustischen Emissionen über eine Sonde
  • Blutuntersuchung

Wenn notwendig, wie zum Beispiel dann, wenn der Hörsturz durch Diabetes ausgelöst wurde, arbeiten die Ärzte auch fachübergreifend bei der Hörsturz-Therapie zusammen.

Schon gewusst?
Gerade bei Stress gibt es bereits vorher einige Anzeichen. Die wir in der Regel gerne ignorieren. Und dann reagiert der Körper, um uns wie bei einem Hörverlust auf etwas aufmerksam zu machen. Das spiegelt sich übrigens auch in der Sprache wider: Kann es möglicherweise sein, dass Sie irgendetwas in Ihrem Leben einfach nicht mehr hören können?

Wie wird ein Hörsturz behandelt?

Da die Hörsturz-Ursache so unklar ist, ist es auch schwierig, die optimale Therapie durchzuführen. Die Wirksamkeit vieler Methoden ist sogar unter Medizinern umstritten. Daher sollten Sie auch unbedingt im Vorfeld überprüfen, ob die angeratene Maßnahme von der Krankenkasse bezahlt wird. Viele Ärzte orientieren sich bei der Behandlung an den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde.

Hörsturz – Behandlung mit Kortison in der Akutphase

Eine Therapie mit hoch dosierten Glukokortikoiden gehört zu den klassischen Akutmaßnahmen. Diese „Kortison“-Behandlung wird durchgeführt, wenn der Verdacht auf einen Entzündungsprozess besteht. Das Medikament wirkt abschwellend und antientzündlich. Gängig sind Tabletten, bei dieser Hörsturz-Therapie erhalten Betroffene das Kortison möglicherweise aber sogar hochdosiert als Infusion, um eine schnellere Wirkung zu erreichen. Allerdings kann eine solche Behandlung Nebenwirkungen haben wie

  • Unruhe,
  • Übelkeit,
  • erhöhter Blutzuckerspiegel,
  • Rötung der Haut bis hin zum
  • Kreislaufschock.

Gegebenenfalls kommt in der Akutphase auch die hyperbare Sauerstofftherapie infrage. Dabei wird in einer medizinischen Druckkammer reiner Sauerstoff unter erhöhtem Umgebungsdruck eingeatmet. Auch eine Vitamin-C-Infusion verspricht Erfolg.

Medikamente oder Infusionen, die die Gefäße erweitern oder die Fließeigenschaft des Blutes verbessern sollen (rheologische Therapie) werden heute zur Behandlung nicht mehr uneingeschränkt empfohlen.

Hörsturz – Behandlung mit Hausmitteln

Ruhe ist das Wichtigste bei einem plötzlichen Hörverlust. Denn häufig steckt Stress dahinter, es kann also durchaus sein, dass der Arzt Sie erst einmal ein paar Tage krankschreibt, um Ihnen die notwendige Erholung zu verschaffen. Sollten Sie zu den Rauchern gehören, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um damit aufzuhören. Denn alles, was die Durchblutung stört oder Stress auslöst, ist Gift.

Wenn Sie kein Freund von Medikamenten sind, dann können Sie erst einmal mit Hausmitteln probieren, die Ursache zu beseitigen. Beruhigende Tees können ein erster Schritt sein, Ingwertee soll unter anderem auch die Durchblutung des Ohrs steigern. Aber auch bestimmte Ginkgo-Präparate, die bei der Therapie von Tinnitus eingesetzt werden, sollen gute Erfolge haben.

Tasse Tee mit Ingwerwurzeln, Zitrone und Honig
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Hörsturz – Behandlung mit Homöopathie

Welche schulmedizinische Maßnahme greift, ist umstritten, da nur die Symptome wie Tinnitus bekannt sind, aber nicht die Ursachen. Wer offen dafür ist, kann es daher auch einmal mit heilpraktischen Methoden und/oder Globuli versuchen. Es gibt in diesem Bereich mehrere Möglichkeiten, um zum Beispiel die Durchblutung zu fördern. Da bei der Homöopathie allerdings sehr viele Faktoren zum Tragen kommen und das Zusammenspiel aller betrachtet werden muss, ist es wichtig, dass Sie einen erfahrenen Heilpraktiker zu Rate ziehen. Ein entscheidender Vorteil: Mit Nebenwirkungen müssen Sie nicht rechnen.

Globuli
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Wie kann ich einem Hörsturz vorbeugen?

Eine gesunde Lebensweise ist eine wichtige Voraussetzung, um einen akuten Hörverlust zu vermeiden. Dazu gehören:

  • regelmäßiger ausreichender Schlaf
  • ausgewogenes Gewicht
  • ausgeglichener Blutdruck
  • Bewegung (zum Beispiel Ausdauersport)
  • Entspannungsmethoden
  • Genussmittel in Maßen

Muss ich nach der Behandlung mit einem Rückfall rechnen?

Rund ein Drittel aller Betroffenen bekommt nach der Therapie erneut einen Hörsturz, vor allem dann, wenn Risikofaktoren wie zum Beispiel Bluthochdruck und Ursachen wie Stress weiter bestehen. Bei einem schweren Hörsturz kann es sogar Sinn machen, sich vom Hals-Nasen-Ohrenarzt hinsichtlich eines Hörgerätes beraten zu lassen.



Fazit

Ein plötzlicher Hörverlust ohne erkennbare Ursache, auch idiopathischer Hörsturz genannt, basiert häufig auf Problemen mit der Durchblutung. Wenn Sie Hörsturz-Anzeichen wie ein dumpfes Gefühl im Ohr bei sich feststellen, sollten Sie sich auf jeden Fall erst einmal viel Ruhe gönnen. Denn nicht selten steckt hinter der Diagnose Hörsturz anhaltender Stress. Hält der Hörverlust mehr als zwei Tage an, sollten Sie einen Arzt, im besten Fall einen HNO-Arzt aufsuchen. Bei der akuten Therapie kommen häufig nach der eingehenden Untersuchung Infusionen zum Einsatz, aber es gibt auch langfristige Maßnahmen aus der naturheilkundlichen Praxis, die vielen Patienten helfen.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.