Wenn ein herkömmliches Hörgerät nicht mehr ausreicht, um wieder richtig hören zu können, kann ein Mittelohrimplantat helfen. Durch das Gerät im Mittelohr können Geräusche wieder deutlich besser wahrgenommen werden. Worum es sich bei einem solchen Implantat handelt, welche Unterschiede es gibt und welche Vor- und Nachteile es mit sich bringt, darauf gehen wir in diesem Artikel ein.
Alles auf einen Blick:
- Mittelohrimplantate eignen sich für Personen, bei denen ein klassisches Hörgerät nicht mehr ausreicht oder aus anderen Gründen nicht verwendet werden kann.
- Ein Teil wird unter der Haut getragen, der andere außen hinter dem Ohr.
- Es wird vor allem bei einseitigem Hörverlust eingesetzt.
- Wie bei einem Cochlea-Implantat muss auch hier eine Operation durchgeführt werden. Sie gilt als Routineeingriff und dauert, wie die CI-Operation, etwa ein bis zwei Stunden.
- Die Kosten für das Implantat und die entsprechende Versorgung liegen deutlich unter denen für ein Cochlea-Implantat und werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
- Ob das ins Innenohr implantierbare System die richtige Wahl ist, wird mit dem HNO-Arzt gemeinsam und ganz individuell entschieden.
Definition
Bei einem Mittelohrimplantat, das auch als Middle Ear Implant (MEI) bezeichnet wird, handelt es sich um eine Hörhilfe in elektronischer Form.
Was ist ein Implantat im Mittelohr?
Ein solches System ahmt das echte Hören nach und trickst sozusagen das Gehirn aus. Selbst wenn es Defekte gibt, zum Beispiel im Außenohr oder im Gehörgang, wird das Mittelohr direkt angeregt und irreversible Schäden werden ausgeglichen. Normale Hörgeräte verstärken den Schall lediglich.
Implantierbare Systeme werden zur Behandlung von Schalleitungsschwerhörigkeit und bei verschiedenen Formen von Hörverlust, wie zum Beispiel einem sensorineuralem Hörverlust, eingesetzt. Aber auch Patienten, die aufgrund von Allergien oder immer wiederkehrenden Entzündungen keine normalen Hörgeräte tragen können, profitieren davon. Ihnen wird mit einem solchen Hörimplantat wieder eine fast natürliche Klangqualität geschenkt.
Wie funktioniert ein Mittelohrimplantat?
Damit diese implantierbare Hörlösung funktioniert, besteht sie aus zwei Komponenten – ähnlich dem Cochlea-Implantat: einem unter die Haut gebrachten Implantat und einem am Ohr getragenen Audioprozessor.
Es gibt verschiedene Hersteller, eines der bekanntesten Systeme ist die Vibrant Soundbridge von Med-EL. Die Vibrant Soundbridge ist ein Implantat-System und wandelt den Schall über einen sogenannten Floating Mass Transducer in Schwingung um. Diese künstlich erzeugten Schwingungen stimulieren die Cochlea (Hörschnecke), von da aus gehen die Signale ans Gehirn – in der Art ganz normalen Hörens. Das Implantat sitzt unter der Haut, der Audioprozessor hinter dem Ohr. Dieses implantierbare Hörlösung ist vor allem geeignet für Menschen, die Fehlbildungen oder Erkrankungen im Bereich des Außenohrs haben.
Handelt es sich um ein Hörsystem, das mit dem Gehörknöchelchen verankert ist, wird der akustische Schall durch den externen Sprachprozessor über das Implantat sowohl an den Knochen als auch an das Innenohr weitergegeben. Hierdurch entsteht eine sogenannte Knochenleitungssimulation durch mechanische Schwingungen. Dadurch wiederum wird das Gehör über den Schädelknochen angeregt.
Um die volle Funktion nutzen zu können, sollte nach der Implantation ein regelmäßiges Hörtraining durchgeführt werden.
Für wen eignet sich das Mittelohrimplantat?

Diese Art von Hörsystemen ist besonders geeignet für Patienten, die an einer Schallleitungsstörung oder einem einseitigen Hörverlust leiden. Im Einzelnen für Betroffene
- mit mittlerer bis schwerer Innenohrschwerhörigkeit
- mit Schallleitungsschwerhörigkeit
- mit Schallempfindungsschwerhörigkeit mit einseitigem Hörverlust
- mit kombinierter Schwerhörigkeit
- die aufgrund von Fehlbildungen am Außenohr kein klassisches Hörgerät tragen können
- mit chronischen Entzündungen im Gehörgang
- bei denen das Ohrpassstück nicht in den Gehörgang passt
- mit Allergien und Unverträglichkeiten das Hörgerät betreffend
Der Hörnerv muss zum Zeitpunkt der Implantation vollständig intakt sein. Eingesetzt wird das Mittelohrimplantat erst bei Kindern ab fünf Jahren. Nach oben gibt es keine Grenzen.
Aus welchem Material ist ein Mittelohrimplantat?
In den letzten Jahren hat sich Titan weitgehend durchgesetzt, da dieses Material anderen deutlich überlegen ist. Das betrifft sowohl die mechanischen Eigenschaften, als auch die Biokompatibilität und Biostabilität.
Was ist der Unterschied zwischen aktivem Mittelohrimplantat und passivem Mittelohrimplantat?
Beide gehören zu den implantierbaren Hörsystemen.
Ein aktives Mittelohrimplantat hilft, wenn Patienten aufgrund einer Innenohrschwerhörigkeit nicht mehr hören können. Dazu ist eine kleine Operation notwendig, nach der schwerhörige Menschen akustische Signale und natürlichen Klang wieder besser wahrnehmen können.
Um das natürliche Hören nachahmen zu können, bestehen aktive Mittelohrimplantate aus einem inneren und einem äußeren Teil, dem Audioprozessor. Er wird am Kopf getragen und haftet dort magnetisch.
Im Gegensatz dazu sind passive Mittelohrimplantate künstliche Gehörknöchelchen aus Titan oder Keramik. Auch sie müssen vom HNO-Arzt mithilfe einer Operation eingesetzt werden, gelten aber eigentlich nicht als Hörimplantate, sondern als Prothesen.
Vor- und Nachteile
Einer der größten Vorteile ist sicherlich, dass die Menschen, denen ein Hörgerät ins Mittelohr eingesetzt wurde, wieder gut hören können. Der Hauptnachteil: Ein chirurgischer Eingriff ist notwendig, um das Hörimplantat einzusetzen. Danach wird ein Teil sozusagen innen und der andere außen getragen.
Was sind die Vorteile?
Wörter und Geräusche werden sehr viel deutlicher, sodass man sich auch in einer lauten Umgebung wieder besser zurechtfindet. Durch das bessere Hören ist auch wieder eine sicherere Teilnahme am Straßenverkehr möglich.
Im Gegensatz zu einem klassischen Hörgerät bietet das Mittelohrimplantat zudem den Vorteil, dass eine unangenehme Rückkopplung verhindert wird. Dies hängt damit zusammen, dass der Audioprozessor und die Hörmuschel weiter auseinanderliegen.
Ebenfalls vorteilhaft ist es für Menschen, die im Ohr unter chronischen Entzündungen oder allergischen Reaktionen leiden und daher kein klassisches Hörgerät tragen können.
Was sind die Nachteile?
Nachteilig ist jedoch der Umstand, dass ein operativer Eingriff notwendig ist, um das Implantat verwenden zu können. Zwar handelt es sich um einen Eingriff der risikoärmeren Art, aber mit den üblichen Komplikationen, die bei jeder OP vorkommen können, muss jeder Patient immer rechnen. Die Operation unter Vollnarkose dauert in der Regel nicht länger als ein, zwei Stunden. Ein stationärer Aufenthalt beziehungsweise eine Versorgung in einer Klinik ist nicht notwendig.
Ebenfalls nachteilig ist es, dass das Implantat im Mittelohr nur funktioniert, wenn der Hörnerv noch intakt ist. Ist dies nicht der Fall, kann alternativ über ein Cochlea-Implantat (CI) nachgedacht werden. Dieses kann sogar bei komplett tauben Menschen wahre Wunder vollbringen.
Vor- und Nachteile in der Übersicht:
Vorteile | Nachteile |
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Wie teuer ist ein Mittelohr Implantat?
Mittelohrimplantate sind zwar deutlich teurer als klassische Hörgeräte. Sie bieten jedoch auch einen viel höheren Komfort. Preislich liegen die Geräte zwischen 13.000 bis 16.000 Euro – inklusive der Kosten für die Operation und die weiteren Maßnahmen. Ein CI, das auch bei tauben Menschen eingesetzt werden kann, ist deutlich teurer.
Ist eine nachgewiesene Schwerhörigkeit der Grund und kann diese nur durch ein Implantat behoben werden oder können Sie kein normales Hörgerät tragen, werden die Kosten in der Regel von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Bei privaten Kassen lohnt es sich, zur Sicherheit noch einmal nachzufragen, wenn Sie die audiologischen und medizinischen Voraussetzungen erfüllen.
Fazit
Ein Mittelohrimplantat kann die Lebensqualität deutlich steigern, denn Betroffene hören durch dieses kleine Gerät wieder besser. Töne und auch Wörter werden klarer, sodass die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben endlich wieder Spaß bereitet und in vielen Fällen auch das Selbstbewusstsein steigt. Um vom Mittelohrimplantat profitieren zu können, muss als erstes eine Operation durchgeführt werden. Diese ist zwar nicht gefährlich, dennoch sollten Sie an das übliche Operationsrisiko denken.