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Hörimplantate

Cochlea Implantat: Aufbau, Kosten, Operation & Vor- und Nachteile

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 02. Mai 2023
Lesedauer: 7 Minuten
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Ein Cochlea Implantat kann für einen tauben Menschen eine vollkommen neue Welt erschaffen. Es ist möglich, wieder Töne wahrzunehmen und wenn früh genug eingesetzt, auch sprechen zu lernen. Voraussetzung ist allerdings, dass der Hörnerv intakt ist und ein gängiges Hörgerät sich nicht eignet. Der Nachteil: Eine Operation ist notwendig.

Alles auf einen Blick

  • Es handelt sich bei einem CI um ein implantierbares Hörgerät.
  • Um das Cochlea Implantat zu verwenden, müssen keine funktionsfähigen Hörsinneszellen mehr vorhanden sein.
  • Ein Teil des Cochlea Hörgerätes muss in den Schädelknochen implantiert werden.
  • Die Technik der Implantation kann Kindern, die von Geburt an taub oder stark schwerhörig sind, das Hören und damit auch das Sprechen ermöglichen.
  • Auch bei einseitiger Taubheit nach einem Unfall oder Hörsturz können Cochlea Implantate helfen, wenn klassische Hörgeräte nicht eingesetzt werden können.


Funktion und Aufbau

Bei einem Cochlea-Implantat (CI) handelt es sich rein technisch gesehen um ein implantierbares Hörgerät, das in erster Linie bei denjenigen Patienten zum Einsatz kommt, deren Hörsinneszellen im Innenohr nicht mehr funktionsfähig sind, deren Hörnerv aber funktioniert. Wo alle anderen Varianten von Hörgerät nichts mehr ausrichten können, ist der Einsatz des CIs daher durchaus sinnvoll. Es leitet die akustischen Signale an das Gehirn weiter.

Was ist ein Cochlea-Implantat?

Ein CI ist im Prinzip eine „Sinnesprothese“, die ein- oder beidseitig eingesetzt werden kann und die sozusagen über Elektroden mit dem Gehirn kommuniziert. Sie ermöglicht gehörlosen und stark schwerhörigen Menschen das Hören – zumindest teilweise. Anders als bei konventionellen Hörgeräten wird dabei der Schall nicht verstärkt, sondern über elektrische Impulse an den Hörnerv übermittelt.

Der Empfänger im Innenohr verarbeitet dabei die Signale und leitet sie über eine Elektrode an die Cochlea weiter.

Schon gewusst?
Die Cochlea wird auch die Hörschnecke genannt, weil ihre Form an ein Schneckenhaus erinnert. Sie ist ein Teil des Innenohrs und Sitz der Schallempfindung.

Warum ist eine Operation beim Cochlear Implant notwendig?

Für manche ein Problem: Für das Einsetzen ist ein medizinischer Eingriff, also eine Operation, notwendig. Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose und dauert in der Regel nicht länger als zwei Stunden. Der CI-Träger bekommt dabei ein flaches Implantat eingepflanzt. Auch, wenn es sich inzwischen um einen Routineeingriff handelt, so birgt jede Operation doch auch Risiken. In diesem Fall klagen die Patienten im direkt Anschluss häufig unter Schwindelgefühlen und Tinnitus.

Frau hält sich die aufgrund von Tinnitus die Ohren zu
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Für diese Operation, auch CI-Operation genannt, ist ein mehrtägiger Aufenthalt im Krankenhaus (Abteilung Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde) notwendig. Nach einigen Wochen wird beim Patienten der Audioprozessor angepasst und das Hörtraining mit dem neuen Hörgerät beginnt. Auch dieser Prozess findet oft stationär oder zumindest tagesstationär statt.

Wie ist ein Cochlea Implantat aufgebaut?

Das Hörimplantat besteht aus zwei Teilen. Zum einen ein flaches Implantat, das in einem operativen Eingriff unter die Kopfhaut gesetzt wird und zum anderen ein hinter dem Ohr getragener Audio-Prozessor, der ein Mikrofon enthält und drahtlos Signale an den Empfänger sendet. Der Prozessor ist batteriebetrieben und kann in der Regel mithilfe einer Fernbedienung gesteuert werden.

Wie funktioniert ein Cochlea Implantat?

Der Schall wird mithilfe der Mikrofone im Audioprozessor am Ohr aufgenommen und verarbeitet. Das elektrisch verschlüsselte Signal wird dann über eine magnetisch an der Haut gehaltene Sendespule drahtlos an das Implantat unter der Kopfhaut geschickt und dort entschlüsselt sowie an die Kontakte in der Hörschnecke (Cochlea) weitergeleitet. Dadurch wird der Hörnerv stimuliert, die in den meisten Fällen nicht mehr funktionstüchtigen Sinneszellen in der Hörschnecke werden so ersetzt und das Gehirn enthält die Signale. Hierdurch kann der Patient entsprechende Töne wahrnehmen.



Für wen eignet sich das Cochlea Implantat?

Cochlea Implantate eignen sich vor allem für Patienten, bei denen alternative Hörgeräte keinen Erfolg versprechen. Grundsätzlich empfehlen sich die Implantate für die folgenden vier Personengruppen:

1. Kinder und Erwachsene, bei denen sich die Hörleistung zunehmend verschlechtert
Werden Personen mit einer schlechten Hörleistung geboren und nimmt diese über die Jahre stark ab, empfiehlt sich ein Cochlea Implantat. Vorteil bei dieser Personengruppe ist, dass sie die Lautsprache bereits kennt, sodass sich durch das CI die Kommunikation mit anderen Menschen wieder deutlich vereinfachen lässt.

2. Kinder, die taub oder schwerhörig geboren wurden
Wird das Implantat einem Kind, das extrem schwerhörig oder sogar taub auf die Welt kommt, innerhalb der ersten 18 Lebensmonate eingesetzt, hat es eine reelle Chance, zeitnah sprechen zu lernen und sein Sprachverstehen zu trainieren. Allerdings ist dafür viel logopädische Unterstützung und Übung notwendig.

Schon gewusst?
Seit 2009 wird bei jedem Neugeborenen ein Hörscreening durchgeführt. So kann die Versorgung mit einem Implantat oder einem Hörgerät so früh wie möglich erfolgen.
Ärztin und Neugeborenes bei einem Hör Screening
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3. Kinder und Erwachsene, die trotz Taubheit von Geburt an bislang kein CI erhalten haben
Dadurch wird derjenige zwar das Sprechen nicht mehr wirklich lernen, aber allein die Tatsache, Geräusche wahrzunehmen, kann den Alltag sehr erleichtern, zum Beispiel im Straßenverkehr. Der Patient kann dann Gefahrensituationen besser wahrnehmen und schneller reagieren.

4. Menschen, die einseitig taub sind
Häufigste Ursache für eine einseitige Taubheit sind beispielsweise ein Unfall oder ein Hörsturz, durch die ein Hörverlust erlitten wurde. Auch Patienten, die unter dieser Problematik leiden und denen ein Hörgerät nicht hilft, können mit Cochlea Implantaten eine bessere Lebensqualität erreichen.



Vorteile und Nachteile

Einer der größten Vorteile der Cochlea Implantate besteht darin, dass die Menschen, die bisher nichts oder nur sehr schlecht gehört haben, schon nach den ersten Wochen wieder Geräusche wahrnehmen können. Durch dieses neue Hören mithilfe elektrischer Stimulation steigt die Lebensqualität bei den Betroffenen erheblich.

Welche Vor- und Nachteile bietet das Cochlea-Implantat?

Durch das verbesserte Sprachverständnis fällt auch die Kommunikation mit den Mitmenschen leichter, manchmal ist es sogar möglich, wieder Musik zu hören. Auf der anderen Seite gibt es auch Nachteile, wie zum Beispiel, dass eine Operation notwendig ist, um die Implantate einzusetzen. Bei dieser besteht zwar kein großes Risiko, dennoch kann es auch bei diesem Eingriff zu Problemen kommen.

Vor- und Nachteile in der Übersicht:

VorteileNachteile
  • Geräusche und Worte können zumindest wieder teilweise wahrgenommen werden
  • Erhebliche Steigerung der Lebensqualität
  • Gefahren im Alltag werden minimiert
  • Besseres Sprachverständnis und hierdurch verbesserte Kommunikation
  • Stärkung des Selbstbewusstseins
  • Operativer Eingriff und Aufenthalt in einer Klinik notwendig
  • Deutlich teurer als andere Hörgeräte (die Kosten werden jedoch von der Krankenkasse übernommen)

Kosten

Das Implantat ersetzt bei starker Schwerhörigkeit oder Taubheit der Betroffenen die Funktion des Innenohrs, indem es den Hörnerv mithilfe elektrischer Impulse reizt. Die ganze Behandlung kostet rund 40.000 Euro.

Wie setzen sich die CI-Kosten zusammen?

Nach der Implantation sind verschiedene Anpassungen notwendig und der Patient muss an entsprechenden Rehabilitations-Maßnahmen teilnehmen. Sie dienen auf der einen Seite der Verbesserung des Sprachverstehens und des Hörgefühls, zum anderen kommen in der Regel auch psychotherapeutische Maßnahmen in Betracht.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die Operation und das Cochlear Implant?

Die Kosten insgesamt belaufen sich auf etwa 40.000 Euro. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen diese Kosten in der Regel, die Finanzierung durch private Kassen muss besprochen werden.



Fazit

Menschen, die taub oder extrem schwerhörig sind, haben durch die Cochlea Implantate eine echte Chance, zumindest Geräusche wieder wahrnehmen zu können. Hierdurch verbessert sich die Lebensqualität erheblich und sogar die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ist für viele Patienten wieder möglich.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.