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Hörgeräte

Hörgerät Arten: Arten & Typen von Hörgeräten im Vergleich

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 03. Dezember 2025
Lesedauer: 33 Minuten
© peakSTOCK / istockphoto.com

Hörgeräte sind heute hochentwickelte medizintechnische Geräte, die Menschen mit Hörverlust dabei unterstützen, aktiv am Leben teilzunehmen. Der deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte geht davon aus, dass in Deutschland jeder siebte Erwachsene von einer Schwerhörigkeit betroffen ist, in der Altersklasse über 65 Jahren sogar jeder zweite. [1] Und das wirkt sich langfristig auch auf das Sozialleben aus. Wer nicht mehr aktiv an Gesprächen teilnehmen kann, zieht sich in der Regel zurück. Die heutigen Hörgeräte geben Betroffenen zwar die gewohnte Lebensqualität zurück, allerdings heißt es zunächst sich zu entscheiden, welche Art von Hörgerät denn überhaupt die richtige ist.

Alles auf einen Blick:

  • Die Einteilung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hilft dabei, den eigenen Hörstatus besser zu verstehen. Die konkrete Versorgung wird jedoch immer an die persönlichen Hörprobleme und Lebensumstände angepasst.
  • Es gibt Geräte, die im Ohr getragen werden und solche, die hinter dem Ohr getragen werden. Das ist zum einen eine Frage des Schwerhörigkeitsgrades und zum anderen des persönlichen Wohlgefühls. 
  • Ein IdO-Hörgerät ist ein „Im-Ohr-Hörgerät“, das vollständig oder teilweise in der Ohrmuschel oder im Gehörgang sitzt und von außen oft kaum sichtbar ist. Die Technik steckt in einer kleinen maßgefertigten Kunststoffschale, die wie ein Stöpsel in das Ohr eingesetzt wird. 
  • Ein HdO-Hörgerät ist ein Hörgerät, das hinter dem Ohr getragen wird und über einen kleinen Schlauch oder Draht mit einem Ohrpassstück im Gehörgang verbunden ist. Im Gehäuse hinter dem Ohr befinden sich alle technischen Komponenten wie Mikrofon, Verstärker, Batterie und Programmtasten. 
  • Hörgeräte, die besonders einfach zu bedienen sind, zeichnen sich durch intuitive Steuerungsmöglichkeiten, komfortables Handling und praktische Zusatzfunktionen aus.

Was ist ein Hörgerät?

Ein Hörgerät ist ein medizinisches Hilfsmittel, das dazu dient, Hörverluste auszugleichen und die auditive Wahrnehmung zu verbessern. Es besteht im Wesentlichen aus 4 Hauptkomponenten:

  • Mikrofon
  • Verstärker (oder digitalen Signalprozessor)
  • Lautsprecher (auch Hörer genannt)
  • Energiequelle (Akku oder Batterie)
Schon gewusst?
97 Prozent aller Hörgeräteträger bestätigen, dass das Mittel zum Zweck ihre Lebensqualität deutlich verbessert hat. Da das Hören eine wichtige Voraussetzung für Kommunikation und damit auch für gesellschaftliche Teilhabe ist, spielt diese Zahl eine entscheidende Rolle. Denn Studien konnten nachweisen, dass bei Hörverlust ohne eingreifende Maßnahmen das Risiko deutlich erhöht ist, zu vereinsamen und seelisch zu leiden. [2]

Wie haben sich Hörgeräte im Laufe der Zeit entwickelt?

Im 18. Jahrhundert nutzten Hörhilfen trichterförmige Rohre, um Schall gebündelt in den Gehörgang zu leiten. Diese einfache Methode ermöglichte bereits eine Verstärkung von 20 bis 30 Dezibel. Mit der Erfindung des ersten elektrischen Hörgeräts im Jahr 1898 begann eine neue Ära, doch erst über 40 Jahre später wurden tragbare elektrische Modelle für breite Bevölkerungsschichten zugänglich. Der Einbau von Transistoren in den 1950er-Jahren revolutionierte die Bauweise, denn die Hörgeräte wurden dadurch deutlich kompakter und verbrauchten weniger Energie. Ab dem Ende der 1970er-Jahre ermöglichten digitale Signalprozessoren (DSP) einen weiteren Entwicklungssprung. 1988 wurde das erste DSP-Hörgerät öffentlich präsentiert, und bereits Mitte der 1990er-Jahre folgten volldigitale Modelle. Die drastische Reduktion von Gewicht und Größe schuf die Grundlage für die Entwicklung unterschiedlicher Bauformen, die gezielt auf verschiedene Anforderungen zugeschnitten werden konnten.



Welche Arten von Hörgeräten gibt es?

  • Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO), z. B. Receiver-in-Canal (RIC) und Receiver-on-the-ear (RITE)
  • Im-Ohr-Hörgeräte (IdO), z. B. In-the-Canal (ITC), Completely-in-Canal (CIC) oder Invisible-in-Canal (IIC)
  • Knochenleitungshörgeräte wie Bone-Anchored Hearing Aids (BAHA)
  • Mittelohrimplantate
  • Cochlea-Implantate (CI)
  • Cros-Hörgerät
  • Bicros-Hörgerät

Wie funktioniert ein Hörgerät? 

Zunächst nimmt das Mikrofon den Schall aus der Umgebung auf und wandelt diese akustischen Schwingungen in elektrische Signale um. Diese Signale werden anschließend an den zentralen digitalen Signalprozessor weitergeleitet. Der Prozessor ist der Kern des Geräts, denn er verstärkt die Signale selektiv entsprechend dem individuellen Hörverlust und führt dabei eine intelligente Verarbeitung durch. Das bedeutet, er unterdrückt Störgeräusche wie Wind oder Umgebungslärm und hebt gleichzeitig die Sprachfrequenzen hervor, um das Verstehen zu verbessern. Weiterhin sorgt die digitale Verarbeitung für eine effektive Unterdrückung von Rückkopplungen. Im letzten Schritt wandelt der Lautsprecher, auch Hörer genannt, das nun optimierte, verstärkte elektrische Signal wieder in akustischen Schall um und leitet diesen in den Gehörgang, sodass der Träger wieder klar und deutlich hören kann.

Wie kommt es zu Rückkopplungen?

Rückkopplung ist ein häufiges Problem bei Hörgeräten, weil Mikrofon und Lautsprecher in unmittelbarer Nähe zueinander positioniert sind und das Gerät eine starke Verstärkung leisten muss. Der vom Lautsprecher abgegebene, verstärkte Schall entweicht und wird erneut vom Mikrofon des Hörgeräts aufgenommen. Dieses Signal wird sofort wieder verstärkt, wodurch sich ein akustischer Kreislauf bildet, der sich schnell zu einem unangenehmen, hochfrequenten Pfeifen aufschaukelt.

Hauptursachen für Rückkopplung

  • schlechte Passform
  • Beschädigungen
  • Nähe zu Objekten wie Telefonhörer
  • sehr laute Einstellung
  • blockierter Gehörgang

Moderne Hörgeräte sind zwar mit hochentwickelten digitalen Rückkopplungsunterdrückungen, sogenannten Feedback-Managern ausgestattet, die diese Pfeiftöne erkennen und eliminieren sollen. Dennoch können diese Störgeräusche auftreten, sobald die physische Abdichtung im oder am Ohr nicht optimal ist.

Hörgerätearten: Was sind knochenleitende Hörgeräte?

Knochenleitende Hörgeräte sind Hörsysteme, die den Schall nicht über das Ohr, sondern über den Schädelknochen direkt an das Innenohr weiterleiten. Sie umgehen damit den Gehörgang und das Mittelohr und sind besonders dann sinnvoll, wenn diese Teile des Ohres geschädigt oder nicht funktionsfähig sind, das Innenohr (Cochlea) aber noch gut arbeitet.

Diese Arten gibt es: 

  1. nicht-implantierte Systeme: Diese Hörgeräte werden ohne Operation getragen, beispielsweise mit einem Stirnband oder Bügel, der den Schall über eine kleine Platte an den Knochen überträgt. Sie werden oft zur Erprobung eingesetzt.
  2. implantierte Systeme (Knochenleitungsimplantate): Hier wird ein kleiner Teil des Systems operativ im Schädelknochen verankert. Ein äußerer Audioprozessor, ähnlich einem kleinen Hörgerät, überträgt den Schall kabellos oder über einen Verbindungspunkt. Unterschieden wird hier noch einmal zwischen den knochenverankerten Hörgeräten (Bone Anchored Hearing Aid) und einem vollständig unter der Haut liegenden Implantat mit externem Audioprozessor. [3]

Was sind implantierbare Hörgeräte?

Hörimplantate, auch implantierbare Hörgeräte genannt, sind Hörsysteme, deren wichtige Bestandteile operativ im Körper eingesetzt werden. Sie bieten eine Alternative zu herkömmlichen Hörgeräten und kommen vor allem dann zum Einsatz, wenn normale Geräte bei ausgeprägter Schwerhörigkeit oder Taubheit kaum noch Verbesserungen bringen. Unabhängig davon, ob eine hochgradige Schwerhörigkeit oder eine vollständige Taubheit vorliegt, können diese implantierten Systeme den Hörsinn elektronisch ganz oder teilweise wiederherstellen. Je nach Art des Implantats ist dafür ein funktionsfähiger Hörnerv erforderlich. Der notwendige chirurgische Eingriff gilt heute als Routineoperation und dauert in der Regel nur wenige Stunden. Im Unterschied zu klassischen Hörgeräten, die den Schall lediglich verstärken und außen am oder im Ohr getragen werden, leiten Hörimplantate die Schallsignale häufig direkt an das Innenohr oder den Hörnerv weiter. Dadurch ermöglichen sie vielen Betroffenen, wieder deutlich besser zu hören und aktiver am Alltag teilzunehmen.

Was ist ein CROS- oder BiCROS-Hörgerät?

Sowohl das CROS (Contralateral Routing of Signal) als auch das BiCROS (Bilateral Contralateral Routing of Signal) sind spezialisierte Hörlösungen, die entwickelt wurden, um Menschen mit einseitigem Hörverlust zu helfen, Geräusche und Sprache von ihrer tauben oder hochgradig schwerhörigen Seite wahrzunehmen. Beim CROS-System wird ein Mikrofon auf dem tauben Ohr getragen, das die dort aufgenommenen Schallinformationen drahtlos an das gesunde Ohr weiterleitet. Ziel ist es, den sogenannten Kopfschatteneffekt zu überwinden, ohne das gut hörende Ohr zu verstärken. Das BiCROS-System wird hingegen verwendet, wenn das eine Ohr taub ist und das andere Ohr ebenfalls eine Hörminderung aufweist. Wie beim CROS wird ein Mikrofon auf der tauben Seite verwendet, doch die Signale werden an ein vollwertiges Hörgerät auf der schwerhörigen Seite übertragen. Dieses Gerät erfüllt dann eine Doppelfunktion, indem es die übertragenen Signale von der tauben Seite überträgt und gleichzeitig die vorhandene Schwerhörigkeit des besseren Ohres ausgleicht.

Was ist der Kopfschatteneffekt?
Der Kopfschatteneffekt bedeutet, dass dein Kopf den Schall auf der „abgewandten“ Seite abschwächt. Kommt ein Geräusch zum Beispiel von links, hört das linke Ohr es klarer, während am rechten Ohr vor allem die hohen Töne deutlich leiser ankommen. Das Gehirn vergleicht die Signale beider Ohren und nutzt diese Unterschiede, um herauszufinden, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt und um Sprache im Lärm besser zu verstehen. Darum sind zwei Hörgeräte in vielen Fällen sinnvoller als nur eins, weil beide Ohren dem Gehirn wichtige Informationen fürs räumliche Hören liefern. Moderne Hörgeräte berücksichtigen den Kopfschatteneffekt bei der Anpassung, zum Beispiel bei der Empfehlung einer beidseitigen Versorgung und der Einstellung der Richtmikrofone.

Was ist der Unterschied zwischen Im-Ohr-Hörgeräten und Hinter-dem-Ohr-Hörgeräten?

Die Hauptunterschiede zwischen IdO- und einem HdO-Hörgerät liegen in ihrer Bauweise und Platzierung, denn die einen werden im Ohr getragen und die anderen dahinter.

HdO-Hörgeräte (Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte)

  • das Gehäuse sitzt hinter der Ohrmuschel
  • ein dünner Schallschlauch oder Kabel leitet den Ton ins Ohr
  • größer und daher sichtbarer
  • bieten mehr Platz für leistungsstarke Technik und größere Batterien
  • geeignet für alle Hörverlustgrade, auch starke Schwerhörigkeit
  • einfacher zu handhaben, besonders für Menschen mit eingeschränkter Feinmotorik
  • oft robuster und wartungsfreundlicher
  • meist günstiger und vielseitiger einsetzbar

Was ist ein RIC-Hörgerät (Receiver-in-Canal)?

Ein RIC-Hörgerät, auch Ex-Hörer-Hörgerät genannt, ist ein modernes, digitales Hörgerät, bei dem der Lautsprecher nicht im Gehäuse hinter dem Ohr sitzt, sondern direkt im Gehörgang. Das Hörgerät selbst befindet sich als kleines, unauffälliges Gehäuse hinter dem Ohr. Dort sind Mikrofone, Signalprozessor sowie Batterie oder Akku untergebracht. Von diesem Gehäuse führt ein dünnes, kaum sichtbares Kabel in den Gehörgang, an dessen Ende der Hörer mit einem kleinen Schirmchen sitzt.

Was ist eine Otoplastik?
Eine Otoplastik ist ein individuell an die Ohrform angepasstes Ohrpassstück, das die Verbindung zwischen dem Hörgerät und dem Gehörgang herstellt. Sie sorgt nicht nur für einen sicheren und bequemen Sitz des Hörgeräts, sondern optimiert auch die Übertragung des Schalls zum Trommelfell. Durch ihre präzise Anpassung hilft die Otoplastik, Rückkopplungen zu vermindern und den Tragekomfort zu erhöhen. Je nach Bedarf und Hörverlust wird sie aus unterschiedlichen Materialien wie Silikon oder Kunststoff gefertigt.
Modernes Hörgerät mit individuell angefertigter Otoplastik liegt auf einer hellen Fläche. Das Hörgerät zeigt den Schallschlauch und die angepasste Ohrpassform deutlich.
Moderne Hörgeräte haben eine individuell angefertigte Otoplastik © ChuangTzuDreaming / istockphoto.com

Durch ihre Bauweise wirken RIC-Hörgeräte sehr dezent und bieten gleichzeitig einen natürlichen Klang, da der Lautsprecher näher am Trommelfell positioniert ist. Sie eignen sich, je nach Leistungsklasse des Hörers, für leichte bis hin zu hochgradigen Hörverlusten und ermöglichen in der Regel viele Komfortfunktionen. Besonders bei Hochtonschwerhörigkeit ist häufig eine sogenannte „offene Versorgung“ möglich, bei der der Gehörgang weitgehend offen bleibt und das Hören dadurch angenehm und natürlich empfunden wird. Ein RITE-Hörgerät (Receiver-in-the-Ear) ist technisch nahezu identisch, die Begriffe werden von manchen Herstellern zum Teil sogar synonym genutzt. 

IdO-Hörgeräte (Im-Ohr-Hörgeräte)

  • sitzen im Gehörgang oder in der Ohrmuschel
  • werden individuell nach einem Ohrabdruck angefertigt
  • deutlich unauffälliger bis nahezu unsichtbar (oft ist nur ein Zugfaden zu sehen)
  • kleinere Bauweise bedeutet weniger Leistung
  • geeignet für leichte bis mittlere Hörverluste
  • können bei kleinen Gehörgängen oder Ohrproblemen schwieriger zu tragen sein
  • natürlicherer Klang durch Position im Ohr

Was vesteht man unter einem CIC-Hörgerät (Completely-in-Canal)?

Ein CIC-Hörgerät ist eine besonders unauffällige Hörlösung, die nahezu vollständig im Gehörgang verschwindet und damit von außen nur bei genauem Hinsehen sichtbar ist. Ein solches Hörgerät wird individuell an die Form des Gehörgangs angepasst und sitzt tief im Ohr, wodurch es sich vor allem für Menschen eignet, die sich eine diskrete Versorgung bei leichtem bis mittlerem Hörverlust wünschen. Durch die Position im Gehörgang nutzt es den natürlichen Schallverlauf des Ohrs, was viele Nutzer als besonders angenehm und klanglich natürlich empfinden. Trotz seiner winzigen Bauweise vereint das CIC alle wesentlichen Bauteile eines Hörgeräts in einem kompakten Gehäuse. Aber die Miniaturisierung bringt auch Einschränkungen mit sich. So ist in einem CIC-Hörgerät oft kein Platz für moderne Zusatzfunktionen wie Bluetooth, Richtmikrofone oder wiederaufladbare Akkus. Auch bei sehr engen Gehörgängen oder eingeschränkter Fingerfertigkeit, wie das im Alter häufiger der Fall ist, kann die Handhabung erschwert sein. Zudem sind CIC-Geräte nicht für stark ausgeprägte oder hochgradige Hörverluste geeignet, da ihre Verstärkerleistung begrenzt ist.

Was ist ein IIC-Hörgerät (Invisible-in-Canal)?

Im Gegensatz zum CIC-Hörgerät ist ein IIC-Hörgerät gar nicht mehr sichtbar. Auch dieses Hörgerät, geeignet für Menschen mit leichtem bis mittlerem Hörverlust, wird individuell an den Gehörgang angepasst. Durch die tiefe Platzierung nutzt es den natürlichen Schallverlauf des Ohrs, was häufig zu einem authentischen Klangempfinden führt. Allerdings sind aufgrund der winzigen Bauform nur wenige Zusatzfunktionen möglich und die Handhabung kann bei eingeschränkter Fingerfertigkeit schwierig sein. Auch ist die Bauform nicht für jeden Gehörgang geeignet.

Was versteht man unter einem ITE-Hörgerät (In-the-Ear)? 

Ein ITE-Hörgerät ist ein Im-Ohr-Hörgerät, das in der Ohrmuschel sitzt und dort sichtbar getragen wird. Im Gegensatz zu kleineren Im-Ohr-Varianten wie CIC oder IIC, füllt das ITE-Gerät einen größeren Teil der Ohrmuschel aus und bietet auch dadurch mehr Platz für Technik und größere Bedienelemente. ITE-Hörgeräte sind ideal für Menschen mit leichtem bis starkem Hörverlust, die ein handliches Gerät mit guter Ausstattung möchten, aber kein Hörgerät hinter dem Ohr tragen wollen. Die Bedienung ist meist einfacher als bei den kleineren Geräten.

Was ist ein ITC-Hörgerät (In-the-Canal)?

Ein ITC-Hörgerät ist eine diskrete und komfortable Hörlösung, die teilweise im Gehörgang sitzt und dadurch nur minimal sichtbar ist. Es wird individuell an den Gehörgang angepasst und bietet eine gelungene Mischung aus Unauffälligkeit und einfacher Handhabung. Im Vergleich zu sehr kleinen Im-Ohr-Geräten wie IIC oder CIC ist es etwas größer, lässt sich dafür aber leichter einsetzen und bedienen. Gleichzeitig ist es dezenter als klassische Im-Ohr-Geräte, die die gesamte Ohrmuschel ausfüllen. ITC-Hörgeräte eignen sich gut bei leichtem bis mittlerem Hörverlust und bieten, je nach Modell, auch praktische Zusatzfunktionen wie eine Lautstärkeregelung oder eine Telefonspule. Wer eine unauffällige, alltagstaugliche Hörlösung sucht, die sich angenehm tragen lässt und einfach zu bedienen ist, findet im ITC-Hörgerät eine passende Option, vorausgesetzt allerdings, dass der Gehörgang ausreichend Platz dafür bietet.



Vor- und Nachteile von sehr kleinen Hörgeräten

VorteileNachteile
  • sehr diskrete bzw. unsichtbare Bauweise
  • kaum sichtbar im Ohrkanal
  • kleine Bauform
  • begrenzter Platz für Technik wie große Batterie oder Zusatzfunktionen
  • maßgefertigt auf den Gehörgang angepasst
  • oft sehr guter Sitz und mit viel Komfort
  • kürzere Batterielaufzeit
  • nahe am Trommelfell positioniert, daher natürlichere Klangempfindung möglich
  • nicht für alle Ohren geeignet
  • weniger Windgeräusche
  • eingeschränkter Zugriff auf Bedienelemente (z. B. Lautstärke, Programme)
  • Handhabung kann schwierig sein
  • fördert gesellschaftliche Teilhabe und Selbstbewusstsein bei Nutzern, die ein unauffälliges Gerät bevorzugen
  • für stärkere oder hochgradige Hörverluste oft ungeeignet
  • Verstärkungsumfang limitiert

Welche analogen Hörgeräte gibt es?

Die Unterscheidung der Hörgeräte in analoge und digitale Varianten bezieht sich nicht auf die Bauform wie Hinter-dem-Ohr oder Im-Ohr, sondern auf die Art der Signalverarbeitung im Inneren des Geräts. Heute werden so gut wie keine rein analogen Hörgeräte mehr hergestellt und nur noch sehr selten von Hörakustikern angeboten. Der Markt ist fast vollständig auf digitale Technologie umgestellt. Rein theoretisch gab es analoge Geräte jedoch in denselben Bauformen wie heute die digitalen Modelle. Diese sind heute der Standard auf dem Markt und unterscheiden sich weniger in ihrer grundlegenden Technologie, sondern vielmehr in ihrer Bauform und ihren Zusatzfunktionen.

Welche digitalen Hörgeräte gibt es?

Digitale Hörgeräte gibt es heute in vielen Bauformen, grundsätzlich wird aber vor allem zwischen Geräten unterschieden, die im Ohr und solchen, die hinter dem Ohr getragen werden. Allen digitalen Hörgeräten gemeinsam ist, dass sie den Schall nicht einfach verstärken, sondern dieser mit einem kleinen Computer im Gerät verarbeitet wird. Dadurch sind Funktionen wie

  • automatische Situationsanpassung,
  • Störlärm-Reduktion,
  • Richtmikrofone,
  • Bluetooth-Verbindung zum Smartphone oder Fernseher und
  • individuelle Feinanpassungen durch den Hörakustiker

möglich. Welche Bauform im Einzelfall am besten passt, hängt immer von der Art des Hörverlusts, den anatomischen Gegebenheiten, den kosmetischen Wünschen und dem Bedienkomfort ab. Deshalb wird die Entscheidung in der Regel gemeinsam mit dem Hörgeräteakustiker getroffen.

Welche Vorteile bieten Hörgeräte mit Bluetooth- oder Smartphone-Anbindung?

Hörgeräte mit Bluetooth- oder Smartphone-Anbindung bieten den Vorteil, dass Telefonate, Musik und Fernsehton direkt kabellos und in bester Klangqualität ins Ohr übertragen werden, was den Hörkomfort und die Lebensqualität deutlich erhöht. Zusätzlich ermöglicht die Verbindung die individuelle und diskrete Steuerung der Lautstärke sowie der Hörprogramme über eine App, was den Bedienkomfort stark verbessert. Freihändiges Telefonieren, das klare Verstehen von Gesprächen auch in lauten Umgebungen sowie die Nutzung verschiedener audiovisueller Medien werden durch diese Technologie erheblich erleichtert und flexibler gestaltet. Insgesamt sorgt Bluetooth für eine nahtlose Integration von Hörgeräten in den digitalen Alltag und steigert so die Lebensqualität der Nutzer.

Digitale Hörgerätearten im Überblick

TypKategoriePositionSichtbarkeitHörverlustbereichBesonderheiten
HdOHinter-dem-Ohr (HdO)
  • Gehäuse hinter dem Ohr
  • Schallschlauch ins Ohr
gut sichtbarleicht bis hochgradig
  • leistungsstark
  • robust
  • einfache Handhabung
  • große Batterien
RIC/RITEHinter-dem-Ohr (HdO)
  • Gehäuse hinter dem Ohr
  • Lautsprecher im Gehörgang
unauffälligerleicht bis hochgradig
  • moderne HdO-Variante
  • diskret
  • natürlicher Klang
IdOIm-Ohr (IdO)
  • in der Ohrmuschel
weniger sichtbar als HdOleicht bis mittelschwer
  • individuell angefertigt
  • kompakt
ITEIm-Ohr (IdO)
  • füllt die Ohrmuschel
mittel sichtbarleicht bis mittelschwer
  • größere IdO-Variante
  • einfacher zu handhaben
ITCIm-Ohr (IdO)
  • im Gehörgang
  • zum Teil auch in Ohrmuschel
wenig sichtbarleicht bis mittelschwer
  • Kompromiss zwischen Größe und Diskretion
CICIm-Ohr (IdO)
  • vollständig im Gehörgang
kaum sichtbarleicht bis mittel
  • sehr diskret
  • nur Spitze sichtbar
IICIm-Ohr (IdO)
  • tief im Gehörgang
völlig unsichtbarleicht bis mittel
  • kleinste Bauform
  • Entfernung per Faden
  • nicht für alle Ohren geeignet

Optimales Hören: Welche Hörsysteme sind besonders einfach zu bedienen?

Die einfache Bedienung von Hörgeräten ist ein zentrales Kriterium für deren Akzeptanz und Nutzungsqualität, besonders für ältere Menschen oder solche mit motorischen oder kognitiven Einschränkungen. Damit ein Hörgerät als einfach zu bedienen gilt, sollten folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • große, gut fühlbare Tasten oder Drehknöpfe erleichtern die manuelle Steuerung
  • klare und logische Anordnung der Bedienelemente für einfache Lautstärkeregelung, Programmwechsel oder Ein-/Ausschalten
  • Ausstattung mit Bluetooth
  • Bedienung und Fernwartung über Smartphone-App möglich
  • Apps mit leicht zu nutzender Benutzeroberfläche, die Lautstärke, Klangprofile und Hörprogramme schnell und einfach zugänglich macht
  • Anpassen an die Hörumgebung
  • automatisches Erkennen von Sprache und Geräuschen mit selbstständiger Optimierung von Klangverarbeitung
  • wiederaufladbar mit langen Akkulaufzeiten und einer Schnellladeoption
  • ergonomisch gestaltete Hörgeräte 
  • passgenaue Otoplastiken
Schon gewusst?
Einige moderne Hörgeräte ermöglichen die Steuerung durch einfache Gesten, wie etwa ein Doppeltippen hinter dem Ohr. Dabei können beispielsweise Funktionen wie das Stummschalten des Geräts, das Wechseln zwischen Hörprogrammen oder die Anpassung der Lautstärke aktiviert werden. Auch Kopfbewegungen, wie das Neigen oder Drehen des Kopfes, werden von integrierten Sensoren erkannt und ermöglichen so eine intuitive Bedienung ohne sichtbare Tasten. Diese Gestensteuerung basiert auf präzisen Bewegungssensoren, die Befehle schnell und zuverlässig auswerten, was besonders für Nutzer hilfreich ist, die Schwierigkeiten mit kleinen Bedienelementen haben. Hersteller integrieren diese Funktionen zunehmend in hochwertige Hörgeräte, um damit den Bedienkomfort zu erhöhen und eine diskrete, benutzerfreundliche Handhabung zu gewährleisten.

Welche Hörgeräte sind fast unsichtbar?

Fast unsichtbar sind vor allem bestimmte Im-Ohr-Hörgeräte, die sehr weit innen im Gehörgang positioniert sind. Am „unsichtbarsten“ sind sogenannte IIC-Hörgeräte („Invisible-in-the-Canal“). Sie werden individuell an den Gehörgang angepasst und so tief eingesetzt, dass man von außen in der Regel nichts mehr sieht, abgesehen von einem kleinen Fädchen zum Herausziehen. Direkt danach kommen CIC-Hörgeräte („Completely-in-the-Canal“). Sie sitzen komplett im Gehörgang, schließen bündig mit dem Eingang des Gehörgangs ab und sind von vorne betrachtet meistens kaum wahrnehmbar, nur bei genauem Hinsehen oder von der Seite. Sie gelten als nahezu unsichtbar, bieten aber etwas mehr Platz für Technik als IIC, beispielsweise für Taster oder teilweise auch Bluetooth-Funktionen. Auch bei den Hinter-dem-Ohr-Geräten gibt es Minivarianten, die nur mit einem sehr dünnen Schallschlauch mit dem Ohrstück verbunden sind. Mit längeren Haaren oder zum Beispiel bei Brillenträgern sind auch diese Varianten nur bei nährerem Hinsehen zu bemerken.



Welche Hörgeräte eignen sich für Kinder?

Bei Kindern werden fast immer Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO) verwendet, denn diese Bauform ist robust, flexibel und kinderfreundlich. Das größere Gehäuse hält dem aktiven Alltag von Kindern gut stand und bietet gleichzeitig ausreichend Platz für leistungsstarke Technik, die bei stärkerem Hörverlust oft nötig ist. Besonders praktisch ist, dass das Hörgerät über Jahre hinweg genutzt werden kann, während nur das kleine Ohrpassstück, die sogenannte Otoplastik, regelmäßig vom Fachgeschäft an das wachsende Ohr angepasst werden muss. Im-Ohr-Geräte sind für Kinder dagegen weniger geeignet, da sie bei jedem Wachstumsschub neu angefertigt werden müssten.

Kleinkind mit Hörgerät am Ohr spielt mit einem roten Spielzeug. Im Hintergrund sitzt eine erwachsene Person unscharf im Raum.
Bei Kindern ist es besonders wichtig, dass das Hörgerät sie im Alltag nicht stört oder gar belastet © satura86 / istockphoto.com

So wird schwerhörigen Schulkindern das Hören erleichtert 

Es gibt speziell für Schulkinder entwickelte Hörgeräte, die durch moderne Technik die Sprache des Lehrers besonders hervorheben und andere Umgebungsgeräusche ausblenden können. Diese Geräte nutzen Sprachfokussierungstechnologien, um das Verstehen im Klassenraum zu erleichtern und den Lärm von Mitschülern oder Hintergrundgeräuschen zu reduzieren. Dadurch wird das Sprachverstehen gezielt verbessert, was besonders im schulischen Umfeld für Kinder mit Hörverlust essenziell ist. Solche Hörgeräte sind oft Teil eines pädagogisch-akustischen Gesamtkonzepts, das auch spezielle Einstellungen und manchmal auch zusätzliche Hilfsmittel wie Mikrofone für Lehrer umfasst, um die Kommunikation im Lernalltag zu optimieren. [4]

Welche Hörgeräte eignen sich für Senioren? 

Für Senioren sind besonders benutzerfreundliche Hörgeräte empfehlenswert, die eine einfache und intuitive Bedienung bieten. Geräte mit großen, gut fühlbaren Tasten, automatischen Anpassungsfunktionen und Fernsteuerung über Apps erleichtern den Alltag erheblich. Auch Modelle mit vorinstallierten Programmen für verschiedene Hörsituationen und einer automatischen Stummschaltung sind für ältere Nutzer besonders geeignet. Zudem profitieren Senioren von Hörgeräten, die sich nahtlos in das tägliche Leben integrieren lassen und wenig Wartung erfordern. Hochwertige HdO-Modelle mit unkomplizierter Bedienung und moderner Technologie sind für viele Senioren die beste Wahl, um ihr Hörvermögen komfortabel zu verbessern.

GUT ZU WISSEN:
Beeinträchtigt der Hörverlust das tägliche Leben und vor allem die Kommunikation mit anderen stark, dann ist es zum Beispiel möglich, bei Altersschwerhörigkeit einen Pflegegrad zu beantragen. Je nach der individuellen Beeinträchtigung – und auch je nach weiteren Schwierigkeiten im Alltag – können alle Pflegegrade greifen, von Pflegegrad 1 bis Pflegegrad 5.

Welche Hörgeräteart bei welchem Grad der Schwerhörigkeit?

Hörverlust (dB HL)Grad der SchwerhörigkeitErklärungempfohlene Hörgeräteart
< 20Normalhörigkeit
  • keine oder kaum Einschränkung beim Hören
  • keine Hörgeräte erforderlich
20 bis < 35leichter Hörverlust
  • leise Töne und Flüstern schwer hörbar
  • Sprache bei normaler Lautstärke meist verständlich
  • Im-Ohr-Hörgeräte (IdO), z. B. ITC, CIC, IIC
  • Ex-Hörer-Hörgeräte/Receiver-in-Canal (RIC)
  • unauffällige kleine HdO-Geräte
35 bis < 50mäßiger Hörverlust
  • Schwierigkeiten, Sprache bei normaler Lautstärke zu verstehen
  • Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO)
  • Ex-Hörer-Hörgeräte/RIC
  • Im-Ohr-Hörgeräte (IdO)
50 bis < 65mäßig schwerer Hörverlust
  • Verstehen von leiser Sprache erschwert
  • lautere Sprache meist verständlich
  • leistungsstarke HdO- oder RIC-Geräte
  • Knochenleitungshörgeräte bei Schallleitungsschwerhörigkeit
  • ggf. Bone-Anchored Hearing Aids (BAHA)
65 bis < 80schwerer Hörverlust
  • Sprache bei Umgangssprache meist unverständlich
  • nur laute Sprache gut hörbar
  • sehr leistungsstarke HdO-/Power-Hörgeräte
  • Knochenleitungshörgeräte
  • BAHA bei Schallleitungs- oder kombiniertem Hörverlust
  • ggf. Mittelohrimplantate
80 bis < 95sehr schwerer Hörverlust
  • Sprache kaum oder gar nicht mehr verständlich
  • Super-Power-HdO-Geräte
  • ggf. Cochlea-Implantate (CI)
  • in ausgewählten Fällen Mittelohrimplantate oder BAHA (abhängig von Art des Hörverlustes und Hörnerv-Funktion)
≥ 95vollständiger Hörverlust/Taubheit
  • sehr starke Einschränkung
  • meist Gehörlosigkeit
  • Cochlea-Implantate (CI)
  • spezielle implantierbare Hörsysteme (z. B. bestimmte Knochenleitungsimplantate/BAHA bei intakter Hörbahn und besonderen Voraussetzungen)

Wie finde ich das passende Hörgerät für meinen Bedarf?

Ist bei Ihnen eine Schwerhörigkeit diagnostiziert, dann sollten Sie sich gut von einem Hörakustiker-Fachbetrieb beraten lassen. Hier klären Sie, in welchen Situationen das Hören besonders wichtig ist und was Sie genau benötigen, damit Ihr Alltag nicht eingeschränkt ist. Anschließend werden meist ein oder mehrere Hörgerätetypen zur Probe angepasst, die über einen gewissen Zeitraum im Alltag getragen werden können. In dieser Testphase ist es sinnvoll, bewusst auf verschiedene Hörsituationen zu achten und sich Notizen zu machen: Wo klappt es gut, wo gibt es Probleme, wie angenehm ist der Klang, wie leicht ist die Bedienung? Rückmeldungen von Familie, Freunden oder Kollegen können ebenfalls helfen. Bei den folgenden Terminen werden die Geräte entsprechend diesen Erfahrungen nachjustiert oder gewechselt, bis eine Lösung gefunden ist, mit der man sich wohlfühlt. Wichtig ist dabei, sich nicht nur von Optik oder Preis leiten zu lassen, sondern darauf zu achten, mit welchem Hörgerät man tatsächlich am besten zurechtkommt.

Hörakustikerin berät einen älteren Mann bei der Anpassung eines Hörgeräts. Der Mann betrachtet sich im Spiegel, während die Fachkraft das Gerät am Ohr positioniert.
Eine professionelle Beratung und eine persönliche Anpassung des Geräts sind entscheidend für den späteren Tragekomfort im Alltag © DuxX / istockphoto.com

Was ist entscheidend für eine Hörgeräteversorgung? 

Die Einteilung von Schwerhörigkeit hat sich in den letzten Jahren verändert. Früher galt ein Hörverlust erst ab etwa 25 dB als relevant und es wurden nur wenige Stufen unterschieden wie leichte, mittlere oder schwere Schwerhörigkeit. Die neue Einstufung der WHO setzt bereits ab 20 dB Hörverlust an und arbeitet mit feineren Abstufungen: von leicht über mäßig und mäßig schwer bis hin zu schwer, sehr schwer und vollständigem Hörverlust. [5] Außerdem werden heute auch einseitige Hörverluste, also wenn nur ein Ohr betroffen ist, ausdrücklich berücksichtigt, denn schon vergleichsweise geringe Hörminderungen können den Alltag deutlich beeinträchtigen und auch seelische Auswirkungen haben. In letzter Konsequenz erfolgt dann ein sozialer Rückzug. 

Hörgeräteakustiker orientieren sich in der Praxis zwar an den WHO-Kategorien, entscheidend für eine Hörgeräteversorgung ist aber vor allem die individuelle Situation des Betroffenen. Dazu gehören der

  • genaue Hörverlust im Tonaudiogramm,
  • das Sprachverstehen,
  • berufliche Anforderungen und
  • persönliche Hörbedürfnisse.

Ab einem bestimmten Hörverlust und eingeschränktem Sprachverstehen empfehlen Akustiker in der Regel eine Versorgung mit Hörgeräten oder, bei sehr ausgeprägter Schwerhörigkeit,  auch implantierbaren Hörsystemen.

Was ist ein Tonaudiogramm?
Ein Tonaudiogramm ist eine grafische Darstellung des Hörvermögens. In einem Hörtest bekommt man über einen Kopfhörer und gegebenenfalls über einen Knochenleitungshörer leise Töne in verschiedenen Tonhöhen vorgespielt und gibt an, ab wann man sie gerade eben noch hören kann. Diese Hörschwellen werden in Dezibel Hörpegel (dB HL) auf dem Audiogramm eingetragen. Oben stehen die sehr leisen, unten die lauteren Pegel; von links nach rechts werden die tiefen bis hin zu den hohen Tönen abgebildet. Aus der Form der Kurve kann der Arzt oder Hörakustiker erkennen, ob ein Hörverlust vorliegt, wie stark er ist, welche Frequenzbereiche betroffen sind und ob es Hinweise auf eine Schallleitungs-, Schallempfindungs- oder kombinierte Schwerhörigkeit gibt. Das Tonaudiogramm bildet damit die Grundlage für die Diagnose und für die Auswahl sowie Einstellung eines passenden Hörgeräts.

Was ist beim Vergleich von Hörgerätetypen besonders wichtig?

Beim Vergleich verschiedener Hörgerätetypen spielen vor allem Alltagstauglichkeit und persönliche Vorlieben eine große Rolle. Ein wichtiger Punkt ist dabei für viele die Sichtbarkeit. Ebenso entscheidend ist der Tragekomfort. Das Gerät sollte gut sitzen, nicht drücken und auch mit Brille, Maske oder Helm problemlos tragbar sein. Ein weiterer Punkt ist die Bedienbarkeit, denn je nach Feinmotorik und Sehvermögen können kleine Tasten, Drehregler oder die Steuerung per App unterschiedlich gut geeignet sein. Außerdem lohnt sich ein Blick auf die technischen Funktionen, etwa wie gut das Hörgerät Sprache aus Hintergrundgeräuschen herausfiltert, ob es über Bluetooth mit Smartphone, Fernseher oder anderen Geräten verbunden werden kann und ob es mit wiederaufladbaren Akkus oder Wechselbatterien arbeitet. Nicht zuletzt sindRobustheit und Pflegeaufwand wie beispielsweise die Empfindlichkeit gegen Feuchtigkeit oder Schweiß sowie die Kosten inklusive Service und Folgeleistungen wichtig.

Wie werden verschiedene Hörgeräte angepasst und eingestellt?

Das Hörgerät können Sie im Alltag probetragen, um praktische Erfahrungen zu sammeln, Feedback zu geben und eventuell weitere Feinjustierungen vorzunehmen. Dabei werden unter anderem

  • Lautstärke, 
  • Klangprofil,
  • Rückkopplungsschutz und
  • Umgebungsanpassungen

individuell optimiert. Dieser Prozess kann je nach Person und Hörverlust mehrere Wochen bis Monate dauern und erfordert Geduld und eine enge Zusammenarbeit mit dem Hörakustiker.

Kann man verschiedene Hörgerätetypen zur Probe tragen?

Im Normalfall können Sie verschiedene Modelle für 2 bis 6 Wochen kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr testen. HdO- und RIC-Geräte sind meist sofort verfügbar, während IdO-Geräte wie CIC oder IIC einen individuellen Ohrabdruck benötigen und daher erst nach 1 bis 2 Wochen Anfertigung getestet werden können. Während der Testphase werden die Geräte auf Ihren persönlichen Hörverlust eingestellt und Sie können sie in Ihrem normalen Alltag ausprobieren. So finden Sie heraus, welcher Typ am besten zu Ihnen passt, ohne eine Kaufverpflichtung einzugehen. Bei der Versorgung über die gesetzliche Krankenkasse ist das Probetragen in der Regel kostenfrei.

Was ist Remote Fitting? 

Remote Fitting ist die Möglichkeit, Hörgeräte bequem aus der Ferne anpassen zu lassen. Dieser virtuelle „Hausbesuch“ des Hörakustikers erfolgt über eine sichere Online-Verbindung und ist besonders hilfreich für Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder einem weiteren Weg zur nächsten Hörakustik-Fachkraft. Mit Remote Fitting können Hörakustiker flexibel und individuell auf die Bedürfnisse ihrer Kunden eingehen, indem sie sich über eine App direkt mit den Hörgeräten verbinden und Anpassungen in Echtzeit vornehmen. Voraussetzung dafür ist, dass die Funktion vorab durch den Hersteller freigeschaltet wird. Der Kunde benötigt lediglich 

  • Bluetooth-fähige Hörgeräte,
  • ein internetfähiges Endgerät,
  • die passende Hersteller-App und
  • eine stabile Internetverbindung.

Bereits nach der Erstanpassung lassen sich so Feineinstellungen bequem von zu Hause aus vornehmen, sogar schon in der Testphase. Die Kommunikation mit dem Hörakustiker erfolgt dabei über Videoanruf oder Telefon, aber auch über Chat oder E-Mail. [6]



Was kosten die verschiedenen Hörgerätetypen?

HörgerätetypPreisbereich pro Gerättypische Merkmale und Kostenfaktoren
HdO (Basis)500 bis 800 Eurogünstigste Variante robust
RIC1.200 bis 2.500 Euromoderne Technologie gute Klangqualität
IdO1.000 bis 1.500 Euroindividuell gefertigt teurer wegen Passform und Technik
Basisgeräte500 bis 1.000 EuroGrundfunktionen geringe Ausstattung
Mittelklasse1.000 bis 2.000 Euroverbesserte Geräuschunterdrückung Richtmikrofone
Premiumgeräte2.000 bis 3.500 EuroKI Bluetooth App-Steuerung automatische Umgebungsanpassung

Im Prinzip kann man sagen, dass die Basisgeräte mit Grundfunktionen und geringer Ausstattung bei 500 Euro beginnen, Geräte mit zum Beispiel verbesserter Geräuschunterdrückung und Richtmikrofon ab 1.000 Euro zu haben sind und Sie für Premiumgeräte mit KI, Bluetooth, App-Steuerung und automatischer Umgebungsanpassung auch bis zu 3.500 Euro zahlen können. Pro Ohr, denn es handelt sich hier immer nur um den Preis für ein Hörgerät. 

Welche Kosten übernimmt die Krankenkasse für ein Hörgerät?

Die Krankenkassen sind vom Gesetzgeber verpflichtet, eine Hörhilfe zu zahlen, wenn eine medizinische Notwendigkeit dafür besteht. Hier gelten Festbeträge, also Höchstpreise bis zu denen eine Kasse ein sogenanntes Hilfsmittel übernimmt. Hier gibt es entsprechende Hilfsmittelnummern, an denen sich die Krankenkassen orientieren müssen. Erhält ein Versicherter nach der Verordnung durch den HNO-Arzt ein Hörgerät, dann zahlt er nur die gesetzliche Zuzahlung von maximal 10 Euro pro Gerät. Ob das von der Kasse finanzierte Grundmodell ausreicht, hängt allerdings stark von der persönlichen Hörsituation ab, denn was für den einen gut funktioniert, kann für jemand anderen im Alltag deutlich zu wenig sein. Wer ein technisch aufwendigeres, komfortableres oder optisch unauffälligeres Gerät wählt, muss den Mehrpreis in der Regel selbst tragen. Die Krankenkasse erstattet je nach Vertrag mit dem Akustiker einen Festbetrag. Bei sehr starker Schwerhörigkeit oder speziellen Geräten, etwa Tinnitus-Kombigeräten, können höhere Beträge gelten. Unabhängig von der genauen Höhe des Festbetrags muss der Hörgeräteakustiker immer mindestens ein Modell anbieten, das die medizinischen Anforderungen erfüllt, ohne dass Sie draufzahlen müssen. Zusätzlich übernimmt die Krankenkasse die Kosten für Beratung, Messungen und Anpassung sowie  für Reparaturen über einen Zeitraum von bis zu 6 Jahren. Erst nach Ablauf dieser 6 Jahre kann regulär ein neues Hörgerät beantragt werden. Entscheiden Sie sich aus medizinischen Gründen gegen ein Kassengerät und für ein höherwertiges Modell, lohnt es sich, zusammen mit HNO-Arzt und Akustiker einen begründeten Antrag auf einen Teil der Übernahme der Mehrkosten bei Ihrer Krankenkasse zu stellen. 

Die Geräte, die übernommen werden, finden Sie im Hilfsmittelverzeichnis der gesetzlichen Krankenkassen. Bei Privatversicherten gibt es keine einheitliche Regelung für die Kostenübernahme von Hörgeräten. Entscheidend ist hier immer, was genau im Tarif steht. 



Diese 5 Dinge sollten Sie beachten

  1. Unterschiedliche Hörgeräte-Typen bieten sehr verschiedene Möglichkeiten für Updates und Nachrüstungen, sodass manche Geräte technisch länger „zukunftssicher“ sind als andere.
  2.  Wer sich für appgesteuerte Hörgeräte entscheidet, sollte auch darauf achten, wie mit seinen Hördaten umgegangen wird und ob er bestimmte Funktionen auch ohne Smartphone nutzen kann.
  3. Je nach Hörgerät unterscheidet sich, wie gut sich das Gerät reparieren lässt und wie leicht sich Teile wie Schläuche, Schirmchen oder Cerumenschutz selbst austauschen lassen.
  4. Manche Hörgeräte-Arten eignen sich beispielsweise für Sprachverstehen im Störlärm, was langfristig oft wichtiger ist als ein kurzfristig „spektakulärer“ Klangeindruck. 
  5. Die verschiedenen Hörsysteme unterscheiden sich auch darin, wie gut sie mit häufigen Problemen wie Tinnitus umgehen. Manche bieten spezielle Geräuschkulissen zur Entlastung.

Fazit

Die Vielfalt der heute verfügbaren Hörgeräte-Arten zeigt eindrucksvoll, wie weit sich die Hörtechnologie entwickelt hat. Es steht nahezu für jeden Hörverlust, jede Lebenssituation und jeden ästhetischen Anspruch eine passende Lösung zur Verfügung. Die Wahl des richtigen Hörgeräte-Typs sollte jedoch nicht allein aufgrund des Designs getroffen werden, sondern muss den individuellen Hörverlust, die anatomischen Gegebenheiten des Gehörgangs, persönliche Geschicklichkeit und den Lebensstil berücksichtigen. Eine professionelle Beratung durch einen Hörakustiker ist daher unerlässlich, um das optimale Gerät zu finden, das nicht nur technisch perfekt angepasst ist, sondern auch im Alltag zuverlässig getragen werden kann. Moderne Hörgeräte sind heute schließlich weit mehr als reine Hörverstärker. Sie sind intelligente, vernetzte Systeme, die Lebensqualität zurückgeben und aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen.

Hörgeräte-Arten: Häufig gestellte Fragen

Gibt es einen psychologischen Mehrwert für den Nutzer, wenn das Gerät nahezu unsichtbar ist?

Die Diskretion mindert das soziale Stigma des Hörverlusts, erhöht die Akzeptanz des Geräts und fördert das Selbstvertrauen in sozialen Situationen. Dies führt oft zu einer früheren und konsequenteren Nutzung, was die langfristige auditive Gesundheit und soziale Teilhabe verbessert.

Wie lange halten moderne Hörgeräte? 

Moderne Hörgeräte haben eine Lebensdauer von bis zu 7 Jahren. Hinter‑dem‑Ohr-Geräte halten dabei im Schnitt länger als Im‑Ohr‑Geräte, weil sie weniger stark von Ohrenschmalz, Feuchtigkeit oder engen Gehörgängen belastet werden. Mit regelmäßiger Reinigung und Wartung lässt sich die Zeitspanne verlängern. 

Welche Pflege brauchen die unterschiedlichen Hörgerätetypen?

Alle Hörgerätetypen sollten täglich mit einem trockenen Tuch gereinigt werden. Im-Ohr-Geräte benötigen besondere Sorgfalt, da sie tiefer im Gehörgang sitzen und dadurch stärker mit Feuchtigkeit und Ohrenschmalz in Kontakt kommen. Hinter-dem-Ohr-Geräte sollten zusätzlich an Schallschlauch, Otoplastik oder Receiver auf Verstopfungen und Feuchtigkeit überprüft werden. Für alle Geräte empfiehlt sich die Verwendung von Trockenboxen oder elektrischen Trockensystemen, um Feuchtigkeit zu entziehen. Zudem ist eine regelmäßige Kontrolle und Reinigung durch den Hörakustiker alle drei bis sechs Monate sinnvoll, um die Funktion langfristig zu sichern.

Quellen

[1] „Definition und Häufigkeit » Schwerhörigkeit » Krankheiten » HNO-Ärzte-im-Netz »“. Hno-aerzte-im-netz.de, www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/schwerhoerigkeit/definition-und-haeufigkeit.html. Zugegriffen 19. November 2025.

[2] Bundesverband der Hörgeräte-Industrie. „Welttag des Hörens 2024 – #ICH geHÖRE daZU!“ Welttag des Hörens, welttag-des-hoerens.de/themenwelten/mentale-gesundheit/. Zugegriffen 19. November 2025.

[3] Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde – Charité – Universitätsmedizin Berlin, 5. November 2017, hno.charite.de/leistungen/hoerimplantate. Zugegriffen 20. November 2025.

[4] Lehrerfortbildung-bw.de, lehrerfortbildung-bw.de/s_sueb/alle/fb2/handreichung_fuer_sus_mit_einer_hoerschaedigung.pdf. Zugegriffen 19. November 2025.

[5] Sensory Functions. „World Report on Hearing“. Who.int, World Health Organization, 3. März 2021, www.who.int/publications/i/item/9789240020481. Zugriffen 20. November 2025.

[6] „Hören & Hörsysteme“. Bvhi.org, bvhi.org/hoeren-hoersysteme/. Zugegriffen 17. November 2025.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.