Hörgeräte sind heute hochentwickelte medizintechnische Geräte, die Menschen mit Hörverlust dabei unterstützen, aktiv am Leben teilzunehmen. Der deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte geht davon aus, dass in Deutschland jeder siebte Erwachsene von einer Schwerhörigkeit betroffen ist, in der Altersklasse über 65 Jahren sogar jeder zweite. [1] Und das wirkt sich langfristig auch auf das Sozialleben aus. Wer nicht mehr aktiv an Gesprächen teilnehmen kann, zieht sich in der Regel zurück. Die heutigen Hörgeräte geben Betroffenen zwar die gewohnte Lebensqualität zurück, allerdings heißt es zunächst sich zu entscheiden, welche Art von Hörgerät denn überhaupt die richtige ist.
- Was ist ein Hörgerät?
- Wie haben sich Hörgeräte im Laufe der Zeit entwickelt?
- Welche Arten von Hörgeräten gibt es?
- Wie funktioniert ein Hörgerät?
- Hörgerätearten: Was sind knochenleitende Hörgeräte?
- Was ist ein CROS- oder BiCROS-Hörgerät?
- Was ist der Unterschied zwischen Im-Ohr-Hörgeräten und Hinter-dem-Ohr-Hörgeräten?
- Vor- und Nachteile von sehr kleinen Hörgeräten
- Welche analogen Hörgeräte gibt es?
- Welche digitalen Hörgeräte gibt es?
- Digitale Hörgerätearten im Überblick
- Optimales Hören: Welche Hörsysteme sind besonders einfach zu bedienen?
- Welche Hörgeräte eignen sich für Kinder?
- Welche Hörgeräte eignen sich für Senioren?
- Welche Hörgeräteart bei welchem Grad der Schwerhörigkeit?
- Wie finde ich das passende Hörgerät für meinen Bedarf?
- Was kosten die verschiedenen Hörgerätetypen?
- Diese 5 Dinge sollten Sie beachten
- Fazit
- Hörgeräte-Arten: Häufig gestellte Fragen
- Quellen
Alles auf einen Blick:
- Die Einteilung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hilft dabei, den eigenen Hörstatus besser zu verstehen. Die konkrete Versorgung wird jedoch immer an die persönlichen Hörprobleme und Lebensumstände angepasst.
- Es gibt Geräte, die im Ohr getragen werden und solche, die hinter dem Ohr getragen werden. Das ist zum einen eine Frage des Schwerhörigkeitsgrades und zum anderen des persönlichen Wohlgefühls.
- Ein IdO-Hörgerät ist ein „Im-Ohr-Hörgerät“, das vollständig oder teilweise in der Ohrmuschel oder im Gehörgang sitzt und von außen oft kaum sichtbar ist. Die Technik steckt in einer kleinen maßgefertigten Kunststoffschale, die wie ein Stöpsel in das Ohr eingesetzt wird.
- Ein HdO-Hörgerät ist ein Hörgerät, das hinter dem Ohr getragen wird und über einen kleinen Schlauch oder Draht mit einem Ohrpassstück im Gehörgang verbunden ist. Im Gehäuse hinter dem Ohr befinden sich alle technischen Komponenten wie Mikrofon, Verstärker, Batterie und Programmtasten.
- Hörgeräte, die besonders einfach zu bedienen sind, zeichnen sich durch intuitive Steuerungsmöglichkeiten, komfortables Handling und praktische Zusatzfunktionen aus.
Was ist ein Hörgerät?
Ein Hörgerät ist ein medizinisches Hilfsmittel, das dazu dient, Hörverluste auszugleichen und die auditive Wahrnehmung zu verbessern. Es besteht im Wesentlichen aus 4 Hauptkomponenten:
- Mikrofon
- Verstärker (oder digitalen Signalprozessor)
- Lautsprecher (auch Hörer genannt)
- Energiequelle (Akku oder Batterie)
Wie haben sich Hörgeräte im Laufe der Zeit entwickelt?
Im 18. Jahrhundert nutzten Hörhilfen trichterförmige Rohre, um Schall gebündelt in den Gehörgang zu leiten. Diese einfache Methode ermöglichte bereits eine Verstärkung von 20 bis 30 Dezibel. Mit der Erfindung des ersten elektrischen Hörgeräts im Jahr 1898 begann eine neue Ära, doch erst über 40 Jahre später wurden tragbare elektrische Modelle für breite Bevölkerungsschichten zugänglich. Der Einbau von Transistoren in den 1950er-Jahren revolutionierte die Bauweise, denn die Hörgeräte wurden dadurch deutlich kompakter und verbrauchten weniger Energie. Ab dem Ende der 1970er-Jahre ermöglichten digitale Signalprozessoren (DSP) einen weiteren Entwicklungssprung. 1988 wurde das erste DSP-Hörgerät öffentlich präsentiert, und bereits Mitte der 1990er-Jahre folgten volldigitale Modelle. Die drastische Reduktion von Gewicht und Größe schuf die Grundlage für die Entwicklung unterschiedlicher Bauformen, die gezielt auf verschiedene Anforderungen zugeschnitten werden konnten.
Welche Arten von Hörgeräten gibt es?
- Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO), z. B. Receiver-in-Canal (RIC) und Receiver-on-the-ear (RITE)
- Im-Ohr-Hörgeräte (IdO), z. B. In-the-Canal (ITC), Completely-in-Canal (CIC) oder Invisible-in-Canal (IIC)
- Knochenleitungshörgeräte wie Bone-Anchored Hearing Aids (BAHA)
- Mittelohrimplantate
- Cochlea-Implantate (CI)
- Cros-Hörgerät
- Bicros-Hörgerät
Wie funktioniert ein Hörgerät?
Zunächst nimmt das Mikrofon den Schall aus der Umgebung auf und wandelt diese akustischen Schwingungen in elektrische Signale um. Diese Signale werden anschließend an den zentralen digitalen Signalprozessor weitergeleitet. Der Prozessor ist der Kern des Geräts, denn er verstärkt die Signale selektiv entsprechend dem individuellen Hörverlust und führt dabei eine intelligente Verarbeitung durch. Das bedeutet, er unterdrückt Störgeräusche wie Wind oder Umgebungslärm und hebt gleichzeitig die Sprachfrequenzen hervor, um das Verstehen zu verbessern. Weiterhin sorgt die digitale Verarbeitung für eine effektive Unterdrückung von Rückkopplungen. Im letzten Schritt wandelt der Lautsprecher, auch Hörer genannt, das nun optimierte, verstärkte elektrische Signal wieder in akustischen Schall um und leitet diesen in den Gehörgang, sodass der Träger wieder klar und deutlich hören kann.
Wie kommt es zu Rückkopplungen?
Rückkopplung ist ein häufiges Problem bei Hörgeräten, weil Mikrofon und Lautsprecher in unmittelbarer Nähe zueinander positioniert sind und das Gerät eine starke Verstärkung leisten muss. Der vom Lautsprecher abgegebene, verstärkte Schall entweicht und wird erneut vom Mikrofon des Hörgeräts aufgenommen. Dieses Signal wird sofort wieder verstärkt, wodurch sich ein akustischer Kreislauf bildet, der sich schnell zu einem unangenehmen, hochfrequenten Pfeifen aufschaukelt.
Hauptursachen für Rückkopplung
- schlechte Passform
- Beschädigungen
- Nähe zu Objekten wie Telefonhörer
- sehr laute Einstellung
- blockierter Gehörgang
Moderne Hörgeräte sind zwar mit hochentwickelten digitalen Rückkopplungsunterdrückungen, sogenannten Feedback-Managern ausgestattet, die diese Pfeiftöne erkennen und eliminieren sollen. Dennoch können diese Störgeräusche auftreten, sobald die physische Abdichtung im oder am Ohr nicht optimal ist.
Hörgerätearten: Was sind knochenleitende Hörgeräte?
Knochenleitende Hörgeräte sind Hörsysteme, die den Schall nicht über das Ohr, sondern über den Schädelknochen direkt an das Innenohr weiterleiten. Sie umgehen damit den Gehörgang und das Mittelohr und sind besonders dann sinnvoll, wenn diese Teile des Ohres geschädigt oder nicht funktionsfähig sind, das Innenohr (Cochlea) aber noch gut arbeitet.
Diese Arten gibt es:
- nicht-implantierte Systeme: Diese Hörgeräte werden ohne Operation getragen, beispielsweise mit einem Stirnband oder Bügel, der den Schall über eine kleine Platte an den Knochen überträgt. Sie werden oft zur Erprobung eingesetzt.
- implantierte Systeme (Knochenleitungsimplantate): Hier wird ein kleiner Teil des Systems operativ im Schädelknochen verankert. Ein äußerer Audioprozessor, ähnlich einem kleinen Hörgerät, überträgt den Schall kabellos oder über einen Verbindungspunkt. Unterschieden wird hier noch einmal zwischen den knochenverankerten Hörgeräten (Bone Anchored Hearing Aid) und einem vollständig unter der Haut liegenden Implantat mit externem Audioprozessor. [3]
Was sind implantierbare Hörgeräte?
Hörimplantate, auch implantierbare Hörgeräte genannt, sind Hörsysteme, deren wichtige Bestandteile operativ im Körper eingesetzt werden. Sie bieten eine Alternative zu herkömmlichen Hörgeräten und kommen vor allem dann zum Einsatz, wenn normale Geräte bei ausgeprägter Schwerhörigkeit oder Taubheit kaum noch Verbesserungen bringen. Unabhängig davon, ob eine hochgradige Schwerhörigkeit oder eine vollständige Taubheit vorliegt, können diese implantierten Systeme den Hörsinn elektronisch ganz oder teilweise wiederherstellen. Je nach Art des Implantats ist dafür ein funktionsfähiger Hörnerv erforderlich. Der notwendige chirurgische Eingriff gilt heute als Routineoperation und dauert in der Regel nur wenige Stunden. Im Unterschied zu klassischen Hörgeräten, die den Schall lediglich verstärken und außen am oder im Ohr getragen werden, leiten Hörimplantate die Schallsignale häufig direkt an das Innenohr oder den Hörnerv weiter. Dadurch ermöglichen sie vielen Betroffenen, wieder deutlich besser zu hören und aktiver am Alltag teilzunehmen.
Was ist ein CROS- oder BiCROS-Hörgerät?
Sowohl das CROS (Contralateral Routing of Signal) als auch das BiCROS (Bilateral Contralateral Routing of Signal) sind spezialisierte Hörlösungen, die entwickelt wurden, um Menschen mit einseitigem Hörverlust zu helfen, Geräusche und Sprache von ihrer tauben oder hochgradig schwerhörigen Seite wahrzunehmen. Beim CROS-System wird ein Mikrofon auf dem tauben Ohr getragen, das die dort aufgenommenen Schallinformationen drahtlos an das gesunde Ohr weiterleitet. Ziel ist es, den sogenannten Kopfschatteneffekt zu überwinden, ohne das gut hörende Ohr zu verstärken. Das BiCROS-System wird hingegen verwendet, wenn das eine Ohr taub ist und das andere Ohr ebenfalls eine Hörminderung aufweist. Wie beim CROS wird ein Mikrofon auf der tauben Seite verwendet, doch die Signale werden an ein vollwertiges Hörgerät auf der schwerhörigen Seite übertragen. Dieses Gerät erfüllt dann eine Doppelfunktion, indem es die übertragenen Signale von der tauben Seite überträgt und gleichzeitig die vorhandene Schwerhörigkeit des besseren Ohres ausgleicht.
Was ist der Unterschied zwischen Im-Ohr-Hörgeräten und Hinter-dem-Ohr-Hörgeräten?
Die Hauptunterschiede zwischen IdO- und einem HdO-Hörgerät liegen in ihrer Bauweise und Platzierung, denn die einen werden im Ohr getragen und die anderen dahinter.
HdO-Hörgeräte (Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte)
- das Gehäuse sitzt hinter der Ohrmuschel
- ein dünner Schallschlauch oder Kabel leitet den Ton ins Ohr
- größer und daher sichtbarer
- bieten mehr Platz für leistungsstarke Technik und größere Batterien
- geeignet für alle Hörverlustgrade, auch starke Schwerhörigkeit
- einfacher zu handhaben, besonders für Menschen mit eingeschränkter Feinmotorik
- oft robuster und wartungsfreundlicher
- meist günstiger und vielseitiger einsetzbar
Was ist ein RIC-Hörgerät (Receiver-in-Canal)?
Ein RIC-Hörgerät, auch Ex-Hörer-Hörgerät genannt, ist ein modernes, digitales Hörgerät, bei dem der Lautsprecher nicht im Gehäuse hinter dem Ohr sitzt, sondern direkt im Gehörgang. Das Hörgerät selbst befindet sich als kleines, unauffälliges Gehäuse hinter dem Ohr. Dort sind Mikrofone, Signalprozessor sowie Batterie oder Akku untergebracht. Von diesem Gehäuse führt ein dünnes, kaum sichtbares Kabel in den Gehörgang, an dessen Ende der Hörer mit einem kleinen Schirmchen sitzt.

Durch ihre Bauweise wirken RIC-Hörgeräte sehr dezent und bieten gleichzeitig einen natürlichen Klang, da der Lautsprecher näher am Trommelfell positioniert ist. Sie eignen sich, je nach Leistungsklasse des Hörers, für leichte bis hin zu hochgradigen Hörverlusten und ermöglichen in der Regel viele Komfortfunktionen. Besonders bei Hochtonschwerhörigkeit ist häufig eine sogenannte „offene Versorgung“ möglich, bei der der Gehörgang weitgehend offen bleibt und das Hören dadurch angenehm und natürlich empfunden wird. Ein RITE-Hörgerät (Receiver-in-the-Ear) ist technisch nahezu identisch, die Begriffe werden von manchen Herstellern zum Teil sogar synonym genutzt.
IdO-Hörgeräte (Im-Ohr-Hörgeräte)
- sitzen im Gehörgang oder in der Ohrmuschel
- werden individuell nach einem Ohrabdruck angefertigt
- deutlich unauffälliger bis nahezu unsichtbar (oft ist nur ein Zugfaden zu sehen)
- kleinere Bauweise bedeutet weniger Leistung
- geeignet für leichte bis mittlere Hörverluste
- können bei kleinen Gehörgängen oder Ohrproblemen schwieriger zu tragen sein
- natürlicherer Klang durch Position im Ohr
Was vesteht man unter einem CIC-Hörgerät (Completely-in-Canal)?
Ein CIC-Hörgerät ist eine besonders unauffällige Hörlösung, die nahezu vollständig im Gehörgang verschwindet und damit von außen nur bei genauem Hinsehen sichtbar ist. Ein solches Hörgerät wird individuell an die Form des Gehörgangs angepasst und sitzt tief im Ohr, wodurch es sich vor allem für Menschen eignet, die sich eine diskrete Versorgung bei leichtem bis mittlerem Hörverlust wünschen. Durch die Position im Gehörgang nutzt es den natürlichen Schallverlauf des Ohrs, was viele Nutzer als besonders angenehm und klanglich natürlich empfinden. Trotz seiner winzigen Bauweise vereint das CIC alle wesentlichen Bauteile eines Hörgeräts in einem kompakten Gehäuse. Aber die Miniaturisierung bringt auch Einschränkungen mit sich. So ist in einem CIC-Hörgerät oft kein Platz für moderne Zusatzfunktionen wie Bluetooth, Richtmikrofone oder wiederaufladbare Akkus. Auch bei sehr engen Gehörgängen oder eingeschränkter Fingerfertigkeit, wie das im Alter häufiger der Fall ist, kann die Handhabung erschwert sein. Zudem sind CIC-Geräte nicht für stark ausgeprägte oder hochgradige Hörverluste geeignet, da ihre Verstärkerleistung begrenzt ist.
Was ist ein IIC-Hörgerät (Invisible-in-Canal)?
Im Gegensatz zum CIC-Hörgerät ist ein IIC-Hörgerät gar nicht mehr sichtbar. Auch dieses Hörgerät, geeignet für Menschen mit leichtem bis mittlerem Hörverlust, wird individuell an den Gehörgang angepasst. Durch die tiefe Platzierung nutzt es den natürlichen Schallverlauf des Ohrs, was häufig zu einem authentischen Klangempfinden führt. Allerdings sind aufgrund der winzigen Bauform nur wenige Zusatzfunktionen möglich und die Handhabung kann bei eingeschränkter Fingerfertigkeit schwierig sein. Auch ist die Bauform nicht für jeden Gehörgang geeignet.
Was versteht man unter einem ITE-Hörgerät (In-the-Ear)?
Ein ITE-Hörgerät ist ein Im-Ohr-Hörgerät, das in der Ohrmuschel sitzt und dort sichtbar getragen wird. Im Gegensatz zu kleineren Im-Ohr-Varianten wie CIC oder IIC, füllt das ITE-Gerät einen größeren Teil der Ohrmuschel aus und bietet auch dadurch mehr Platz für Technik und größere Bedienelemente. ITE-Hörgeräte sind ideal für Menschen mit leichtem bis starkem Hörverlust, die ein handliches Gerät mit guter Ausstattung möchten, aber kein Hörgerät hinter dem Ohr tragen wollen. Die Bedienung ist meist einfacher als bei den kleineren Geräten.
Was ist ein ITC-Hörgerät (In-the-Canal)?
Ein ITC-Hörgerät ist eine diskrete und komfortable Hörlösung, die teilweise im Gehörgang sitzt und dadurch nur minimal sichtbar ist. Es wird individuell an den Gehörgang angepasst und bietet eine gelungene Mischung aus Unauffälligkeit und einfacher Handhabung. Im Vergleich zu sehr kleinen Im-Ohr-Geräten wie IIC oder CIC ist es etwas größer, lässt sich dafür aber leichter einsetzen und bedienen. Gleichzeitig ist es dezenter als klassische Im-Ohr-Geräte, die die gesamte Ohrmuschel ausfüllen. ITC-Hörgeräte eignen sich gut bei leichtem bis mittlerem Hörverlust und bieten, je nach Modell, auch praktische Zusatzfunktionen wie eine Lautstärkeregelung oder eine Telefonspule. Wer eine unauffällige, alltagstaugliche Hörlösung sucht, die sich angenehm tragen lässt und einfach zu bedienen ist, findet im ITC-Hörgerät eine passende Option, vorausgesetzt allerdings, dass der Gehörgang ausreichend Platz dafür bietet.
Vor- und Nachteile von sehr kleinen Hörgeräten
| Vorteile | Nachteile |
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Welche analogen Hörgeräte gibt es?
Die Unterscheidung der Hörgeräte in analoge und digitale Varianten bezieht sich nicht auf die Bauform wie Hinter-dem-Ohr oder Im-Ohr, sondern auf die Art der Signalverarbeitung im Inneren des Geräts. Heute werden so gut wie keine rein analogen Hörgeräte mehr hergestellt und nur noch sehr selten von Hörakustikern angeboten. Der Markt ist fast vollständig auf digitale Technologie umgestellt. Rein theoretisch gab es analoge Geräte jedoch in denselben Bauformen wie heute die digitalen Modelle. Diese sind heute der Standard auf dem Markt und unterscheiden sich weniger in ihrer grundlegenden Technologie, sondern vielmehr in ihrer Bauform und ihren Zusatzfunktionen.
Welche digitalen Hörgeräte gibt es?
Digitale Hörgeräte gibt es heute in vielen Bauformen, grundsätzlich wird aber vor allem zwischen Geräten unterschieden, die im Ohr und solchen, die hinter dem Ohr getragen werden. Allen digitalen Hörgeräten gemeinsam ist, dass sie den Schall nicht einfach verstärken, sondern dieser mit einem kleinen Computer im Gerät verarbeitet wird. Dadurch sind Funktionen wie
- automatische Situationsanpassung,
- Störlärm-Reduktion,
- Richtmikrofone,
- Bluetooth-Verbindung zum Smartphone oder Fernseher und
- individuelle Feinanpassungen durch den Hörakustiker
möglich. Welche Bauform im Einzelfall am besten passt, hängt immer von der Art des Hörverlusts, den anatomischen Gegebenheiten, den kosmetischen Wünschen und dem Bedienkomfort ab. Deshalb wird die Entscheidung in der Regel gemeinsam mit dem Hörgeräteakustiker getroffen.
Welche Vorteile bieten Hörgeräte mit Bluetooth- oder Smartphone-Anbindung?
Hörgeräte mit Bluetooth- oder Smartphone-Anbindung bieten den Vorteil, dass Telefonate, Musik und Fernsehton direkt kabellos und in bester Klangqualität ins Ohr übertragen werden, was den Hörkomfort und die Lebensqualität deutlich erhöht. Zusätzlich ermöglicht die Verbindung die individuelle und diskrete Steuerung der Lautstärke sowie der Hörprogramme über eine App, was den Bedienkomfort stark verbessert. Freihändiges Telefonieren, das klare Verstehen von Gesprächen auch in lauten Umgebungen sowie die Nutzung verschiedener audiovisueller Medien werden durch diese Technologie erheblich erleichtert und flexibler gestaltet. Insgesamt sorgt Bluetooth für eine nahtlose Integration von Hörgeräten in den digitalen Alltag und steigert so die Lebensqualität der Nutzer.
Digitale Hörgerätearten im Überblick
| Typ | Kategorie | Position | Sichtbarkeit | Hörverlustbereich | Besonderheiten |
|---|---|---|---|---|---|
| HdO | Hinter-dem-Ohr (HdO) |
| gut sichtbar | leicht bis hochgradig |
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| RIC/RITE | Hinter-dem-Ohr (HdO) |
| unauffälliger | leicht bis hochgradig |
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| IdO | Im-Ohr (IdO) |
| weniger sichtbar als HdO | leicht bis mittelschwer |
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| ITE | Im-Ohr (IdO) |
| mittel sichtbar | leicht bis mittelschwer |
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| ITC | Im-Ohr (IdO) |
| wenig sichtbar | leicht bis mittelschwer |
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| CIC | Im-Ohr (IdO) |
| kaum sichtbar | leicht bis mittel |
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| IIC | Im-Ohr (IdO) |
| völlig unsichtbar | leicht bis mittel |
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Optimales Hören: Welche Hörsysteme sind besonders einfach zu bedienen?
Die einfache Bedienung von Hörgeräten ist ein zentrales Kriterium für deren Akzeptanz und Nutzungsqualität, besonders für ältere Menschen oder solche mit motorischen oder kognitiven Einschränkungen. Damit ein Hörgerät als einfach zu bedienen gilt, sollten folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
- große, gut fühlbare Tasten oder Drehknöpfe erleichtern die manuelle Steuerung
- klare und logische Anordnung der Bedienelemente für einfache Lautstärkeregelung, Programmwechsel oder Ein-/Ausschalten
- Ausstattung mit Bluetooth
- Bedienung und Fernwartung über Smartphone-App möglich
- Apps mit leicht zu nutzender Benutzeroberfläche, die Lautstärke, Klangprofile und Hörprogramme schnell und einfach zugänglich macht
- Anpassen an die Hörumgebung
- automatisches Erkennen von Sprache und Geräuschen mit selbstständiger Optimierung von Klangverarbeitung
- wiederaufladbar mit langen Akkulaufzeiten und einer Schnellladeoption
- ergonomisch gestaltete Hörgeräte
- passgenaue Otoplastiken
Welche Hörgeräte sind fast unsichtbar?
Fast unsichtbar sind vor allem bestimmte Im-Ohr-Hörgeräte, die sehr weit innen im Gehörgang positioniert sind. Am „unsichtbarsten“ sind sogenannte IIC-Hörgeräte („Invisible-in-the-Canal“). Sie werden individuell an den Gehörgang angepasst und so tief eingesetzt, dass man von außen in der Regel nichts mehr sieht, abgesehen von einem kleinen Fädchen zum Herausziehen. Direkt danach kommen CIC-Hörgeräte („Completely-in-the-Canal“). Sie sitzen komplett im Gehörgang, schließen bündig mit dem Eingang des Gehörgangs ab und sind von vorne betrachtet meistens kaum wahrnehmbar, nur bei genauem Hinsehen oder von der Seite. Sie gelten als nahezu unsichtbar, bieten aber etwas mehr Platz für Technik als IIC, beispielsweise für Taster oder teilweise auch Bluetooth-Funktionen. Auch bei den Hinter-dem-Ohr-Geräten gibt es Minivarianten, die nur mit einem sehr dünnen Schallschlauch mit dem Ohrstück verbunden sind. Mit längeren Haaren oder zum Beispiel bei Brillenträgern sind auch diese Varianten nur bei nährerem Hinsehen zu bemerken.
Welche Hörgeräte eignen sich für Kinder?
Bei Kindern werden fast immer Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO) verwendet, denn diese Bauform ist robust, flexibel und kinderfreundlich. Das größere Gehäuse hält dem aktiven Alltag von Kindern gut stand und bietet gleichzeitig ausreichend Platz für leistungsstarke Technik, die bei stärkerem Hörverlust oft nötig ist. Besonders praktisch ist, dass das Hörgerät über Jahre hinweg genutzt werden kann, während nur das kleine Ohrpassstück, die sogenannte Otoplastik, regelmäßig vom Fachgeschäft an das wachsende Ohr angepasst werden muss. Im-Ohr-Geräte sind für Kinder dagegen weniger geeignet, da sie bei jedem Wachstumsschub neu angefertigt werden müssten.

So wird schwerhörigen Schulkindern das Hören erleichtert
Es gibt speziell für Schulkinder entwickelte Hörgeräte, die durch moderne Technik die Sprache des Lehrers besonders hervorheben und andere Umgebungsgeräusche ausblenden können. Diese Geräte nutzen Sprachfokussierungstechnologien, um das Verstehen im Klassenraum zu erleichtern und den Lärm von Mitschülern oder Hintergrundgeräuschen zu reduzieren. Dadurch wird das Sprachverstehen gezielt verbessert, was besonders im schulischen Umfeld für Kinder mit Hörverlust essenziell ist. Solche Hörgeräte sind oft Teil eines pädagogisch-akustischen Gesamtkonzepts, das auch spezielle Einstellungen und manchmal auch zusätzliche Hilfsmittel wie Mikrofone für Lehrer umfasst, um die Kommunikation im Lernalltag zu optimieren. [4]
Welche Hörgeräte eignen sich für Senioren?
Für Senioren sind besonders benutzerfreundliche Hörgeräte empfehlenswert, die eine einfache und intuitive Bedienung bieten. Geräte mit großen, gut fühlbaren Tasten, automatischen Anpassungsfunktionen und Fernsteuerung über Apps erleichtern den Alltag erheblich. Auch Modelle mit vorinstallierten Programmen für verschiedene Hörsituationen und einer automatischen Stummschaltung sind für ältere Nutzer besonders geeignet. Zudem profitieren Senioren von Hörgeräten, die sich nahtlos in das tägliche Leben integrieren lassen und wenig Wartung erfordern. Hochwertige HdO-Modelle mit unkomplizierter Bedienung und moderner Technologie sind für viele Senioren die beste Wahl, um ihr Hörvermögen komfortabel zu verbessern.
Welche Hörgeräteart bei welchem Grad der Schwerhörigkeit?
| Hörverlust (dB HL) | Grad der Schwerhörigkeit | Erklärung | empfohlene Hörgeräteart |
|---|---|---|---|
| < 20 | Normalhörigkeit |
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| 20 bis < 35 | leichter Hörverlust |
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| 35 bis < 50 | mäßiger Hörverlust |
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| 50 bis < 65 | mäßig schwerer Hörverlust |
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| 65 bis < 80 | schwerer Hörverlust |
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| 80 bis < 95 | sehr schwerer Hörverlust |
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| ≥ 95 | vollständiger Hörverlust/Taubheit |
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Wie finde ich das passende Hörgerät für meinen Bedarf?
Ist bei Ihnen eine Schwerhörigkeit diagnostiziert, dann sollten Sie sich gut von einem Hörakustiker-Fachbetrieb beraten lassen. Hier klären Sie, in welchen Situationen das Hören besonders wichtig ist und was Sie genau benötigen, damit Ihr Alltag nicht eingeschränkt ist. Anschließend werden meist ein oder mehrere Hörgerätetypen zur Probe angepasst, die über einen gewissen Zeitraum im Alltag getragen werden können. In dieser Testphase ist es sinnvoll, bewusst auf verschiedene Hörsituationen zu achten und sich Notizen zu machen: Wo klappt es gut, wo gibt es Probleme, wie angenehm ist der Klang, wie leicht ist die Bedienung? Rückmeldungen von Familie, Freunden oder Kollegen können ebenfalls helfen. Bei den folgenden Terminen werden die Geräte entsprechend diesen Erfahrungen nachjustiert oder gewechselt, bis eine Lösung gefunden ist, mit der man sich wohlfühlt. Wichtig ist dabei, sich nicht nur von Optik oder Preis leiten zu lassen, sondern darauf zu achten, mit welchem Hörgerät man tatsächlich am besten zurechtkommt.

Was ist entscheidend für eine Hörgeräteversorgung?
Die Einteilung von Schwerhörigkeit hat sich in den letzten Jahren verändert. Früher galt ein Hörverlust erst ab etwa 25 dB als relevant und es wurden nur wenige Stufen unterschieden wie leichte, mittlere oder schwere Schwerhörigkeit. Die neue Einstufung der WHO setzt bereits ab 20 dB Hörverlust an und arbeitet mit feineren Abstufungen: von leicht über mäßig und mäßig schwer bis hin zu schwer, sehr schwer und vollständigem Hörverlust. [5] Außerdem werden heute auch einseitige Hörverluste, also wenn nur ein Ohr betroffen ist, ausdrücklich berücksichtigt, denn schon vergleichsweise geringe Hörminderungen können den Alltag deutlich beeinträchtigen und auch seelische Auswirkungen haben. In letzter Konsequenz erfolgt dann ein sozialer Rückzug.
Hörgeräteakustiker orientieren sich in der Praxis zwar an den WHO-Kategorien, entscheidend für eine Hörgeräteversorgung ist aber vor allem die individuelle Situation des Betroffenen. Dazu gehören der
- genaue Hörverlust im Tonaudiogramm,
- das Sprachverstehen,
- berufliche Anforderungen und
- persönliche Hörbedürfnisse.
Ab einem bestimmten Hörverlust und eingeschränktem Sprachverstehen empfehlen Akustiker in der Regel eine Versorgung mit Hörgeräten oder, bei sehr ausgeprägter Schwerhörigkeit, auch implantierbaren Hörsystemen.
Was ist beim Vergleich von Hörgerätetypen besonders wichtig?
Beim Vergleich verschiedener Hörgerätetypen spielen vor allem Alltagstauglichkeit und persönliche Vorlieben eine große Rolle. Ein wichtiger Punkt ist dabei für viele die Sichtbarkeit. Ebenso entscheidend ist der Tragekomfort. Das Gerät sollte gut sitzen, nicht drücken und auch mit Brille, Maske oder Helm problemlos tragbar sein. Ein weiterer Punkt ist die Bedienbarkeit, denn je nach Feinmotorik und Sehvermögen können kleine Tasten, Drehregler oder die Steuerung per App unterschiedlich gut geeignet sein. Außerdem lohnt sich ein Blick auf die technischen Funktionen, etwa wie gut das Hörgerät Sprache aus Hintergrundgeräuschen herausfiltert, ob es über Bluetooth mit Smartphone, Fernseher oder anderen Geräten verbunden werden kann und ob es mit wiederaufladbaren Akkus oder Wechselbatterien arbeitet. Nicht zuletzt sindRobustheit und Pflegeaufwand wie beispielsweise die Empfindlichkeit gegen Feuchtigkeit oder Schweiß sowie die Kosten inklusive Service und Folgeleistungen wichtig.
Wie werden verschiedene Hörgeräte angepasst und eingestellt?
Das Hörgerät können Sie im Alltag probetragen, um praktische Erfahrungen zu sammeln, Feedback zu geben und eventuell weitere Feinjustierungen vorzunehmen. Dabei werden unter anderem
- Lautstärke,
- Klangprofil,
- Rückkopplungsschutz und
- Umgebungsanpassungen
individuell optimiert. Dieser Prozess kann je nach Person und Hörverlust mehrere Wochen bis Monate dauern und erfordert Geduld und eine enge Zusammenarbeit mit dem Hörakustiker.
Kann man verschiedene Hörgerätetypen zur Probe tragen?
Im Normalfall können Sie verschiedene Modelle für 2 bis 6 Wochen kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr testen. HdO- und RIC-Geräte sind meist sofort verfügbar, während IdO-Geräte wie CIC oder IIC einen individuellen Ohrabdruck benötigen und daher erst nach 1 bis 2 Wochen Anfertigung getestet werden können. Während der Testphase werden die Geräte auf Ihren persönlichen Hörverlust eingestellt und Sie können sie in Ihrem normalen Alltag ausprobieren. So finden Sie heraus, welcher Typ am besten zu Ihnen passt, ohne eine Kaufverpflichtung einzugehen. Bei der Versorgung über die gesetzliche Krankenkasse ist das Probetragen in der Regel kostenfrei.
Was ist Remote Fitting?
Remote Fitting ist die Möglichkeit, Hörgeräte bequem aus der Ferne anpassen zu lassen. Dieser virtuelle „Hausbesuch“ des Hörakustikers erfolgt über eine sichere Online-Verbindung und ist besonders hilfreich für Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder einem weiteren Weg zur nächsten Hörakustik-Fachkraft. Mit Remote Fitting können Hörakustiker flexibel und individuell auf die Bedürfnisse ihrer Kunden eingehen, indem sie sich über eine App direkt mit den Hörgeräten verbinden und Anpassungen in Echtzeit vornehmen. Voraussetzung dafür ist, dass die Funktion vorab durch den Hersteller freigeschaltet wird. Der Kunde benötigt lediglich
- Bluetooth-fähige Hörgeräte,
- ein internetfähiges Endgerät,
- die passende Hersteller-App und
- eine stabile Internetverbindung.
Bereits nach der Erstanpassung lassen sich so Feineinstellungen bequem von zu Hause aus vornehmen, sogar schon in der Testphase. Die Kommunikation mit dem Hörakustiker erfolgt dabei über Videoanruf oder Telefon, aber auch über Chat oder E-Mail. [6]
Was kosten die verschiedenen Hörgerätetypen?
| Hörgerätetyp | Preisbereich pro Gerät | typische Merkmale und Kostenfaktoren |
|---|---|---|
| HdO (Basis) | 500 bis 800 Euro | günstigste Variante robust |
| RIC | 1.200 bis 2.500 Euro | moderne Technologie gute Klangqualität |
| IdO | 1.000 bis 1.500 Euro | individuell gefertigt teurer wegen Passform und Technik |
| Basisgeräte | 500 bis 1.000 Euro | Grundfunktionen geringe Ausstattung |
| Mittelklasse | 1.000 bis 2.000 Euro | verbesserte Geräuschunterdrückung Richtmikrofone |
| Premiumgeräte | 2.000 bis 3.500 Euro | KI Bluetooth App-Steuerung automatische Umgebungsanpassung |
Im Prinzip kann man sagen, dass die Basisgeräte mit Grundfunktionen und geringer Ausstattung bei 500 Euro beginnen, Geräte mit zum Beispiel verbesserter Geräuschunterdrückung und Richtmikrofon ab 1.000 Euro zu haben sind und Sie für Premiumgeräte mit KI, Bluetooth, App-Steuerung und automatischer Umgebungsanpassung auch bis zu 3.500 Euro zahlen können. Pro Ohr, denn es handelt sich hier immer nur um den Preis für ein Hörgerät.
Welche Kosten übernimmt die Krankenkasse für ein Hörgerät?
Die Krankenkassen sind vom Gesetzgeber verpflichtet, eine Hörhilfe zu zahlen, wenn eine medizinische Notwendigkeit dafür besteht. Hier gelten Festbeträge, also Höchstpreise bis zu denen eine Kasse ein sogenanntes Hilfsmittel übernimmt. Hier gibt es entsprechende Hilfsmittelnummern, an denen sich die Krankenkassen orientieren müssen. Erhält ein Versicherter nach der Verordnung durch den HNO-Arzt ein Hörgerät, dann zahlt er nur die gesetzliche Zuzahlung von maximal 10 Euro pro Gerät. Ob das von der Kasse finanzierte Grundmodell ausreicht, hängt allerdings stark von der persönlichen Hörsituation ab, denn was für den einen gut funktioniert, kann für jemand anderen im Alltag deutlich zu wenig sein. Wer ein technisch aufwendigeres, komfortableres oder optisch unauffälligeres Gerät wählt, muss den Mehrpreis in der Regel selbst tragen. Die Krankenkasse erstattet je nach Vertrag mit dem Akustiker einen Festbetrag. Bei sehr starker Schwerhörigkeit oder speziellen Geräten, etwa Tinnitus-Kombigeräten, können höhere Beträge gelten. Unabhängig von der genauen Höhe des Festbetrags muss der Hörgeräteakustiker immer mindestens ein Modell anbieten, das die medizinischen Anforderungen erfüllt, ohne dass Sie draufzahlen müssen. Zusätzlich übernimmt die Krankenkasse die Kosten für Beratung, Messungen und Anpassung sowie für Reparaturen über einen Zeitraum von bis zu 6 Jahren. Erst nach Ablauf dieser 6 Jahre kann regulär ein neues Hörgerät beantragt werden. Entscheiden Sie sich aus medizinischen Gründen gegen ein Kassengerät und für ein höherwertiges Modell, lohnt es sich, zusammen mit HNO-Arzt und Akustiker einen begründeten Antrag auf einen Teil der Übernahme der Mehrkosten bei Ihrer Krankenkasse zu stellen.
Die Geräte, die übernommen werden, finden Sie im Hilfsmittelverzeichnis der gesetzlichen Krankenkassen. Bei Privatversicherten gibt es keine einheitliche Regelung für die Kostenübernahme von Hörgeräten. Entscheidend ist hier immer, was genau im Tarif steht.
Diese 5 Dinge sollten Sie beachten
- Unterschiedliche Hörgeräte-Typen bieten sehr verschiedene Möglichkeiten für Updates und Nachrüstungen, sodass manche Geräte technisch länger „zukunftssicher“ sind als andere.
- Wer sich für appgesteuerte Hörgeräte entscheidet, sollte auch darauf achten, wie mit seinen Hördaten umgegangen wird und ob er bestimmte Funktionen auch ohne Smartphone nutzen kann.
- Je nach Hörgerät unterscheidet sich, wie gut sich das Gerät reparieren lässt und wie leicht sich Teile wie Schläuche, Schirmchen oder Cerumenschutz selbst austauschen lassen.
- Manche Hörgeräte-Arten eignen sich beispielsweise für Sprachverstehen im Störlärm, was langfristig oft wichtiger ist als ein kurzfristig „spektakulärer“ Klangeindruck.
- Die verschiedenen Hörsysteme unterscheiden sich auch darin, wie gut sie mit häufigen Problemen wie Tinnitus umgehen. Manche bieten spezielle Geräuschkulissen zur Entlastung.
Fazit
Die Vielfalt der heute verfügbaren Hörgeräte-Arten zeigt eindrucksvoll, wie weit sich die Hörtechnologie entwickelt hat. Es steht nahezu für jeden Hörverlust, jede Lebenssituation und jeden ästhetischen Anspruch eine passende Lösung zur Verfügung. Die Wahl des richtigen Hörgeräte-Typs sollte jedoch nicht allein aufgrund des Designs getroffen werden, sondern muss den individuellen Hörverlust, die anatomischen Gegebenheiten des Gehörgangs, persönliche Geschicklichkeit und den Lebensstil berücksichtigen. Eine professionelle Beratung durch einen Hörakustiker ist daher unerlässlich, um das optimale Gerät zu finden, das nicht nur technisch perfekt angepasst ist, sondern auch im Alltag zuverlässig getragen werden kann. Moderne Hörgeräte sind heute schließlich weit mehr als reine Hörverstärker. Sie sind intelligente, vernetzte Systeme, die Lebensqualität zurückgeben und aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen.
Hörgeräte-Arten: Häufig gestellte Fragen
Gibt es einen psychologischen Mehrwert für den Nutzer, wenn das Gerät nahezu unsichtbar ist?
Die Diskretion mindert das soziale Stigma des Hörverlusts, erhöht die Akzeptanz des Geräts und fördert das Selbstvertrauen in sozialen Situationen. Dies führt oft zu einer früheren und konsequenteren Nutzung, was die langfristige auditive Gesundheit und soziale Teilhabe verbessert.
Wie lange halten moderne Hörgeräte?
Moderne Hörgeräte haben eine Lebensdauer von bis zu 7 Jahren. Hinter‑dem‑Ohr-Geräte halten dabei im Schnitt länger als Im‑Ohr‑Geräte, weil sie weniger stark von Ohrenschmalz, Feuchtigkeit oder engen Gehörgängen belastet werden. Mit regelmäßiger Reinigung und Wartung lässt sich die Zeitspanne verlängern.
Welche Pflege brauchen die unterschiedlichen Hörgerätetypen?
Alle Hörgerätetypen sollten täglich mit einem trockenen Tuch gereinigt werden. Im-Ohr-Geräte benötigen besondere Sorgfalt, da sie tiefer im Gehörgang sitzen und dadurch stärker mit Feuchtigkeit und Ohrenschmalz in Kontakt kommen. Hinter-dem-Ohr-Geräte sollten zusätzlich an Schallschlauch, Otoplastik oder Receiver auf Verstopfungen und Feuchtigkeit überprüft werden. Für alle Geräte empfiehlt sich die Verwendung von Trockenboxen oder elektrischen Trockensystemen, um Feuchtigkeit zu entziehen. Zudem ist eine regelmäßige Kontrolle und Reinigung durch den Hörakustiker alle drei bis sechs Monate sinnvoll, um die Funktion langfristig zu sichern.
Quellen
[1] „Definition und Häufigkeit » Schwerhörigkeit » Krankheiten » HNO-Ärzte-im-Netz »“. Hno-aerzte-im-netz.de, www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/schwerhoerigkeit/definition-und-haeufigkeit.html. Zugegriffen 19. November 2025.
[2] Bundesverband der Hörgeräte-Industrie. „Welttag des Hörens 2024 – #ICH geHÖRE daZU!“ Welttag des Hörens, welttag-des-hoerens.de/themenwelten/mentale-gesundheit/. Zugegriffen 19. November 2025.
[3] Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde – Charité – Universitätsmedizin Berlin, 5. November 2017, hno.charite.de/leistungen/hoerimplantate. Zugegriffen 20. November 2025.
[4] Lehrerfortbildung-bw.de, lehrerfortbildung-bw.de/s_sueb/alle/fb2/handreichung_fuer_sus_mit_einer_hoerschaedigung.pdf. Zugegriffen 19. November 2025.
[5] Sensory Functions. „World Report on Hearing“. Who.int, World Health Organization, 3. März 2021, www.who.int/publications/i/item/9789240020481. Zugriffen 20. November 2025.
[6] „Hören & Hörsysteme“. Bvhi.org, bvhi.org/hoeren-hoersysteme/. Zugegriffen 17. November 2025.