Ein schrilles Pfeifen, das plötzlich aus dem Hörgerät ertönt, der eine oder andere Hörgeräteträger kennt diese unangenehme Situation nur zu gut. Was auf den ersten Blick wie ein technischer Defekt wirkt, ist meist ein akustisches Phänomen, das als Rückkopplung oder Feedback bezeichnet wird. Dieses Pfeifen kann nicht nur für den Träger selbst, sondern auch für Menschen in der Umgebung störend sein und führt häufig zu Verunsicherung. Ist das Hörgerät kaputt? Muss es repariert werden? Die gute Nachricht ist, dass sich das Problem in den meisten Fällen mit einfachen Maßnahmen beheben lässt. Um aber zu verstehen, wie man das lästige Pfeifen effektiv vermeiden oder abstellen kann, ist es wichtig, zunächst die Ursachen dieses Phänomens zu kennen und zu wissen, wann professionelle Hilfe notwendig ist.
- Warum pfeift das Hörgerät?
- Welche technischen Ursachen kann das Pfeifen eines Hörgeräts haben?
- Das Hörgerät pfeift: Welche Ansätze gibt es in der Forschung?
- Welche Vorteile haben Hörgeräte mit KI bei häufigen Rückkopplungen?
- Was tun, wenn das Hörgerät plötzlich anfängt zu pfeifen?
- Warum pfeift das Hörgerät beim Telefonieren?
- Warum pfeift das Hörgerät beim Umarmen oder bei Kopfbedeckungen?
- Feedback-Management: Welche Funktionen im Hörgerät verhindern Rückkopplungen?
- Wie beeinflusst Ohrenschmalz das Pfeifgeräusch im Hörgerät?
- Pfeifendes Hörgerät richtig reinigen in 7 Schritten
- Wann muss das Ohrpassstück eines Hörgeräts angepasst werden?
- Kann die Batterie des Hörgeräts an der Rückkopplung schuld sein?
- Wann sollte man wegen Pfeifens zum Hörakustiker gehen?
- Was kostet eine Anpassung oder Reparatur bei Pfeifen des Hörgeräts?
- Fazit
- Hörgerät pfeift: Häufig gestellte Fragen
- Quellen
Alles auf einen Blick:
- Das Pfeifen entsteht meist, wenn der verstärkte Schall aus dem Ohr entweicht und vom Mikrofon wieder aufgenommen wird. Eine solche Rückkopplung kann durch eine schlecht sitzende Otoplastik, verstopfte bzw. beschädigte Teile oder zu laute Einstellungen passieren.
- Ein Besuch beim Hörgeräteakustiker ist wichtig, um individuelle Probleme zu diagnostizieren und gezielt beheben zu lassen.
- Hochentwickelte digitale Signalverarbeitung verhindert das lästige und schrille Pfeifen, das durch rücklaufenden Schall entsteht, aktiv und erhöht so die Lebensqualität des Trägers.
- Es gibt mehrere technische Funktionen, die zum Teil auch gleichzeitig arbeiten, um Rückkopplungen und damit das lästige Pfeifen im Hörgerät zuverlässig zu verhindern.
- Häufig ist die Batterieleistung das Problem. Moderne Hörgeräte warnen oft mit Pieptönen vor leeren Batterien, damit Sie zeitnah wechseln können.
- Bei zuzahlungsfreien Kassen-Hörgeräten sind im Normalfall alle notwendigen Reparaturen innerhalb von 6 Jahren durch eine Pauschale abgedeckt.
Warum pfeift das Hörgerät?
Der häufigste Grund, warum ein Hörgerät pfeift, ist ein nicht korrekt angepasstes Ohrpassstück. Denn dann wird der verstärkte Ton, der aus der Otoplastik austritt, erneut vom Mikrofon erfasst und verstärkt. Das Mikrofon des Hörsystems nimmt also seinen eigenen Schall auf und gibt ihn über den Lautsprecher aus. So entsteht eine akustische Schleife, bei Hörgeräten auch Rückkopplung genannt, die als sich selbst verstärkender Kreislauf explosionsartig laut wird und Töne wie Pfeifen, Quietschen, Zischen, Summen oder Rauschen erzeugt. Je stärker der Hörverlust, desto höher die notwendige Verstärkung, was das Risiko einer Rückkopplung erhöht. Neben der akustischen Form können seltene mechanische oder elektronische Rückkopplungen durch Vibrationen wie bei lockeren Bauteilen oder durch defekte Schaltkreise auftreten. Diese Töne sind bei hoher Verstärkung nicht nur für den Träger, sondern auch für die Umgebung hörbar.
Manchmal ist es der Fall, dass es gar nicht das Hörgerät selbst ist, das das laute Pfeifen hervorruft. Es ist auch möglich, dass sich ein Tinnitus entwickelt hat und er der Grund dafür ist, dass Sie hohe Frequenzen im Ohr haben. Hören Sie das Geräusch auch dann, wenn Sie das Hörgerät nicht im Ohr haben, dann sollten Sie einen Termin bei einem HNO-Arzt vereinbaren. Denn hinter einem Tinnitus kann sich auch ein Hörsturz (plötzlicher Hörverlust) verbergen. Umso wichtiger ist es, gerade für Hörgeräteträger, die Pfeiftöne im Gehör von einem Mediziner überprüfen zu lassen.
Welche technischen Ursachen kann das Pfeifen eines Hörgeräts haben?
Pfeift Ihr Hörgerät, wenden sich sich am besten zeitnah an einen Hörgeräteakustier, der Ihnen nach einer eingehenden Analyse Lösungen für Ihr Problem anbieten kann. Zu diesen Lösungen gehört zum Beispiel ein System der Rückkopplungsunterdrückung, das bereits bei vielen gängigen Hörgeräten integriert ist und das unerwünschte Piepen eliminiert.
Warum kann ein zu hoher Verstärkungspegel das Pfeifen verursachen?
Egal, um welche Hörgeräteart es sich handelt: Wenn die Lautstärke zu stark eingestellt ist, tritt der verstärkte Schall aus dem Ohr aus und wird vom Mikrofon erneut aufgenommen, was eine Rückkopplungsschleife mit einem Pfeifton erzeugt. Deshalb ist es wichtig, die Verstärkung so einzustellen, dass sie innerhalb des zulässigen Bereichs bleibt, um Rückkopplungen zu vermeiden und den Tragekomfort zu sichern.
Wie kann ein Hörgeräteakustiker das Pfeifen beheben?
Damit ein Hörgerät kein Pfeifen verursacht, optimiert der Hörgeräteakustiker verschiedene Aspekte sorgfältig. Zunächst wird geprüft, ob die Otoplastik gut sitzt, denn nur so kann verhindert werden, dass Schall aus dem Gehörgang austritt und vom Mikrofon wieder aufgenommen wird. Auch die maximale Verstärkung wird so angepasst, dass keine Rückkopplungen entstehen, gleichzeitig aber das Hörvermögen optimal unterstützt wird. Und nicht zuletzt spielen regelmäßige Reinigung und Wartung eine wichtige Rolle, um Verunreinigungen oder technische Störungen als Pfeifursache auszuschließen.
| Kategorie | Ursache | Erklärung | Maßnahme |
|---|---|---|---|
| Passform & Dichtigkeit | lockere Otoplastik/Schirmchen | das Ohrpassstück oder Schirmchen sitzt nicht fest genug oder ist zu klein | Akustiker prüft Passform, fertigt neue Otoplastik oder wählt größeres Schirmchen |
| anatomische Veränderung | das Ohr hat sich verändert (z. B. durch Alterung) | neuer Ohrabdruck für perfekt sitzendes Passstück | |
| zu hohe Verstärkung/Lautstärke | Verstärkung ist zu laut, besonders bei engem Hördynamikbereich | Akustiker reduziert die maximale Ausgangsleistung (MPO) des Hörgeräts | |
| Gerätetechnik & Wartung | verstopfter Schallausgang | Ohrenschmalz oder Schmutz blockieren den Lautsprecher oder Schallschlauch | Reinigung des Geräts und regelmäßiger Wechsel von Cerumenschutz oder Filtern |
| Defekt an Schlauch/Gehäuse | Risse oder Beschädigungen können Schall ungewollt zum Mikrofon zurückleiten | Austausch des Schlauchs oder Reparatur des Geräts | |
| Fehlfunktion der Rückkopplungsunterdrückung | Software zur Unterdrückung des Pfeifens funktioniert nicht korrekt | Akustiker prüft und kalibriert die Rückkopplungsunterdrückung neu |
Das Hörgerät pfeift: Welche Ansätze gibt es in der Forschung?
Um das Pfeifen dauerhaft zu stoppen, nutzen moderne Hörgeräte spezielle Computerprogramme, sogenannte Algorithmen. Bevor diese allerdings das Pfeifen unterdrücken können, müssen sie genau „wissen“, welchen Weg der Schall vom Lautsprecher im Ohr zurück zum Mikrofon am Hörgerät nimmt. Diesen Weg nennen Forscher den Feedbackpfad. Das Problem ist, dass die herkömmliche, direkte Messung in der Praxis zu riskant ist, weil dafür der Lautsprecher im Ohr extrem laut spielen müsste, was für das Trommelfell gefährlich sein kann. Deshalb lässt sich diese Messung kaum sicher bei echten Hörgeräteträgern durchführen. Als Lösung nutzten die Forschenden einen Rollentausch, die sogenannte reziproke Messung. Statt den Ton im Ohr sehr laut zu erzeugen und außen zu messen, wird der Testton außen am Hörgerät in der Nähe des Mikrofons erzeugt und anschließend gemessen, wie viel davon im Gehörgang ankommt, wofür ein kleines Sondenmikrofon verwendet wird. Der entscheidende Vorteil dieser Methode ist, dass sie deutlich leiser ist. Zwar zeigt diese leisere Methode im Vergleich zur lauten direkten Messung gewisse Abweichungen, vor allem bei sehr hohen Frequenzen und an Stellen, an denen der Schall am leisesten ist, dennoch liefert sie plausible und damit brauchbare Daten. [1]
Welche Vorteile haben Hörgeräte mit KI bei häufigen Rückkopplungen?
Hörgeräte mit KI unterscheiden sich von normalen Hörgeräten vor allem dadurch, dass sie dank künstlicher Intelligenz automatisch die Hörumgebung erkennen und die Einstellungen in Echtzeit anpassen, um Sprache hervorzuheben und störende Geräusche zu reduzieren. Außerdem lernen sie kontinuierlich aus dem Hörverhalten des Nutzers, verbessern den Klang und den Tragekomfort dauernd und bieten oft smarte Vernetzungsmöglichkeiten mit Apps und anderen Geräten. Normale Hörgeräte arbeiten meist mit festen Programmen oder manuellen Einstellungen, während KI-Hörgeräte individualisiert und dynamisch reagieren, was das Hörerlebnis natürlicher und komfortabler macht. Für Menschen, die mit einem pfeifenden Hörgerät immer wieder Probleme haben, sind Hörgeräte mit KI besonders sinnvoll, da sie über intelligente Rückkopplungsunterdrückung verfügen. Diese passt das Hörgerät in Echtzeit an, um Rückkopplungen zu minimieren und das Pfeifen stark zu reduzieren oder zu verhindern. Außerdem können KI-Geräte durch ihre fein abgestimmte Geräuschverarbeitung helfen, störende Hintergrundgeräusche besser auszublenden, was die allgemeine Hörqualität deutlich verbessert und die Ursachen für Pfeifgeräusche oft adressiert. Für Nutzer mit regelmäßigem oder starkem Pfeifen kann der Wechsel auf ein KI-Hörgerät also langfristig den Tragekomfort und die Nutzbarkeit deutlich erhöhen.
Was tun, wenn das Hörgerät plötzlich anfängt zu pfeifen?
- Sitz überprüfen: Das Hörsystem könnte nicht richtig im Ohr sitzen. Nehmen Sie es heraus und setzen Sie es neu ein.
- Ohrpassstück kontrollieren: Überprüfen Sie auch, ob das Ohrpassstück fest und korrekt sitzt.
- Lautstärke reduzieren: Wenn die Lautstärke zu hoch ist, kann das eine Rückkopplung verursachen. Drehen Sie daher die Lautstärke etwas herunter und überprüfen Sie dann, ob es wieder zu einem Pfeifen kommt.
- Hörgerät reinigen: Säubern Sie das Gerät vorsichtig und entfernen Sie offensichtliche Verschmutzungen.
Wenn das Pfeifen trotz dieser Maßnahmen anhält, sollten Sie zu einem Hörakustiker gehen. Er kann das Gerät professionell reinigen, die Einstellungen anpassen oder ein neues Ohrpassstück anfertigen.
Warum pfeift das Hörgerät beim Telefonieren?
Auch hier greift das Prinzip der Rückkopplung. Der Schall aus dem Hörer/Lautsprecher gelangt wieder ins Mikrofon des Hörgeräts, wird erneut verstärkt und es entsteht das typische Pfeifen.
Die häufigsten Auslöser für das Piepen beim Telefonieren mit einem Hörgerät:
- Telefon liegt ungünstig am Ohr an: Wenn der Telefonlautsprecher zu nah am Hörgeräte-Mikrofon ist oder das Telefon nicht dicht am Ohr sitzt, „leckt“ Schall nach außen und koppelt leichter zurück.
- zu viel Verstärkung/hohe Lautstärke: Entweder ist das Hörgerät für die Situation sehr hoch eingestellt oder die Telefonlautstärke. Beides erhöht das Rückkopplungsrisiko.
- Ohrstück sitzt nicht dicht: Eine schlecht sitzende Otoplastik, ein verhärteter Schlauch, ein lockerer Hörer, Ohrenschmalz oder ein minimal verrutschtes Ohrstück können reichen, damit Schall nach außen entweicht.
- Telefon-/Hörgerätemikrofone werden verdeckt oder „angeblasen“: Handposition, Hülle/Case, Haare, Schal/Mütze oder das „Anpressen“ an eine Kante kann die Akustik so verändern, dass Feedback entsteht.
- nicht passendes Hörprogramm für Telefon: Manche Einstellungen sind fürs Sprechen in Ruhe optimiert, nicht fürs Telefon. Ohne Telefonprogramm oder gute Feedback-Unterdrückung entsteht eher ein Pfeifton.
Positionieren Sie das Telefon anders und halten Sie es nicht direkt über dem Hörgerät, sondern, je nach Lage der Mikrofone, etwas tiefer oder leicht weiter hinten am Ohr. Reduzieren Sie außerdem die Lautstärke, am besten zuerst am Telefon. Falls Ihr Hörgerät diese Funktion unterstützt, nutzen Sie einen Telefon- oder Streamingmodus. Über Bluetooth beziehungsweise Direct Audio wird der Ton direkt ins Gerät übertragen, wodurch akustische Rückkopplungen deutlich seltener entstehen. Prüfen Sie zudem kurz den Sitz des Ohrstücks, drücken Sie es bei Bedarf vorsichtig nach und lassen Sie bei Verdacht Ohrenschmalz entfernen. Zum Akustiker sollten Sie gehen, wenn das Pfeifen plötzlich neu auftritt, wenn das Hörgerät auch ohne Telefon pfeift oder wenn Sie regelmäßig nachregeln müssen. In solchen Fällen helfen meist eine Feedback-Messung, eine Anpassung des Ohrstücks oder ein spezielles Telefonprogramm, was häufig schnell erledigt ist.
Warum pfeift das Hörgerät beim Umarmen oder bei Kopfbedeckungen?
Auch beim Umarmen einer anderen Person oder beim Tragen von Kopfbedeckungen kann es zu einer akustischen Rückkopplung kommen. Schal, Mütze, Kapuze, Helm, Kragen oder auch die Schulter bzw. der Kopf der umarmenden Person kommen sehr nah an Mikrofon und Schallaustrittsbereich des Hörgeräts, reflektieren den Schall zurück in Richtung Mikrofon oder drücken das Ohrstück minimal aus der Dichtung. So entsteht eine Art „Schall-Schleife“, die als Pfeifen hörbar wird. Häufig werden dabei die Mikrofone ganz oder teilweise abgedeckt, Stoff oder Körperflächen verändern die Akustik vor dem Mikrofon und erzeugen zusätzliche Reflexionen. Gleichzeitig kann der Druck von Mütze, Helm, Schal oder Brillenbügeln dazu führen, dass Dom oder Otoplastik leicht verrutschen, kleine Undichtigkeiten entstehen und das Risiko für Feedback steigt. Kapuzen oder dicke Schals wirken zudem wie kleine Resonanzräume, die bestimmte Frequenzen verstärken.
Praktisch hilft es, Kopfbedeckungen so zu tragen, dass sie nicht direkt und fest über den Mikrofonen liegen, also Mütze oder Schal etwas lockerer zu platzieren und Reibung am Hörgerät zu vermeiden. Bei Umarmungen kann es helfen, den Kopf leicht zu versetzen, sodass das Ohr nicht direkt an Schulter oder Kragen des Gegenübers gedrückt wird. Falls vorhanden, kann in solchen Momenten ein Komfort- oder Outdoor-Programm genutzt oder die Lautstärke kurz etwas reduziert werden. Wenn das Pfeifen sehr häufig auftritt oder als störend empfunden wird, sollte der Hörakustiker den Sitz des Ohrstücks, die Belüftung und den Feedback-Manager überprüfen und bei Bedarf anpassen.
Feedback-Management: Welche Funktionen im Hörgerät verhindern Rückkopplungen?
| Methode | Prinzip | Wie hilft das gegen das Pfeifen? |
| Gegensignal (Phaseninversion) | Das Hörgerät erzeugt das exakte Spiegelbild (Gegensignal) des unerwünschten Pfeiftons. | Der vom Gerät erzeugte Ton und der rücklaufende Pfeifton löschen sich gegenseitig aus (aktive Auslöschung). Dies ist die effektivste Methode. |
| frequenzselektive Absenkung | Das Gerät identifiziert die genaue Frequenz des Pfeifens und senkt nur dort blitzschnell die Verstärkung (Lautstärke) ab. | Es wird nur der problematische Frequenzbereich leiser gemacht, ohne dass das gesamte Hören beeinträchtigt wird. |
| Notch-Filter (Kerbfilter) | Ein spezifischer Filter wird dauerhaft auf die Frequenzen eingestellt, die am anfälligsten für Rückkopplungen sind. | Die anfälligen Töne werden leicht gedämpft, wodurch das Aufschaukeln von Anfang an erschwert wird. |
| Testsignal-Technologie („Wasserzeichen“) | Das Gerät sendet einen unhörbaren Testton in das verstärkte Signal, um es zu „markieren“. | Erkennt das Hörgerät diesen markierten Ton am Mikrofon, weiß es sofort, dass es sich um Feedback handelt und kann es gezielt bekämpfen. |
| mechanische Dichtigkeit | Die Otoplastik (Ohrpassstück) oder das Schirmchen sitzt perfekt dicht im Gehörgang. | Es wird physisch verhindert, dass der verstärkte Schall aus dem Ohr austritt und zum Mikrofon zurückkehrt. Dies ist die wichtigste Grundvoraussetzung. |
Moderne Geräte erkennen zwar das Pfeifen und blenden Frequenzen weg oder ändern die Verstärkung. Das stoppt zwar das Feedback, kann aber kurzfristig Sprache dünner, pfeifiger oder weniger klar machen. Wenn Nutzer berichten „es pfeift nicht mehr, aber klingt plötzlich komisch“, ist das oft die aktiv arbeitende Feedback-Strategie und ein Hinweis darauf, dass der Sitz des Hörgerätes noch nicht optimal ist.
Wie beeinflusst Ohrenschmalz das Pfeifgeräusch im Hörgerät?
Ohrenschmalz, auch Cerumen genannt, ist bei Hörgeräten ein Problem, denn
- es kann das Ohr teilweise „verstopfen“,
- es kann Bauteile des Hörgeräts zusetzen und
- es verändert die Akustik so, dass Rückkopplungen (Pfeifen) wahrscheinlicher werden.
Diese 5 Auswirkungen kann Cerumen haben
- Ein Pfropf dämpft Schall im Gehörgang. Das Hörgerät verstärkt dann mehr, was den Effekt oft nicht sinnvoll kompensiert.
- Ohrenschmalz kann den Sitz des Ohrpassstücks verändern oder harte Ablagerungen erzeugen, an denen Schall „vorbei leckt“. Diese Leckage begünstigt wiederum die Rückkopplung.
- Besonders bei Im-Ohr-Geräten oder RIC-Hörern setzt Ohrenschmalz gern Mikrofonöffnungen, Hörern oder Filtern zu. Das führt zu dumpfem Klang, Aussetzern, Verzerrungen oder Totalausfall und kann Reparaturen nötig machen.
- Unter einem dichten Ohrstück staut sich Wärme und Feuchtigkeit; zusammen mit Schmalz erhöht das das Risiko für Gehörgangreizungen oder Entzündungen.
- Cerumen bindet Schweiß und Wasser, wodurch im Hörgerät und zwar insbesondere am Hörer, an den Kontakten und im Batteriefach Feuchtigkeit entsteht. Das kann Korrosion, Wackelkontakte und sporadische Aussetzer verursachen. Das Gerät funktioniert dann unzuverlässig, obwohl es technisch eigentlich in Ordnung ist.
Pfeifendes Hörgerät richtig reinigen in 7 Schritten
- Trennen Sie vor der Reinigung das Ohrpassstück vom Hörgerät.
- Reinigen Sie das Ohrpassstück und den Schallschlauch regelmäßig mit einem speziellen, feuchten Reinigungstuch oder einer Bürste, um Staub, Schmutz und Ohrenschmalz zu entfernen.
- Achten Sie darauf, dass alle Schallöffnungen und Zusatzbohrungen vollkommen frei von Verstopfungen sind. Eine kleine Bürste oder ein spezieller Puster/Druckluftspray kann helfen, hartnäckige Rückstände zu entfernen.
- Lassen Sie den Schallschlauch nach der Reinigung vollständig trocknen, bevor Sie ihn wieder mit dem Hörgerät verbinden.
- Kontrollieren Sie zudem den richtigen Sitz des Hörgeräts im Ohr, da ein lockerer oder zu fester Sitz Pfeifen verursachen kann.
- Vermeiden Sie Kontakt mit Wasser oder anderen Flüssigkeiten, die das Gerät beschädigen könnten.
- Bei anhaltendem Pfeifen sollten Sie den Cerumenfilter wechseln oder das Gerät und Zubehör vom Hörgeräteakustiker professionell überprüfen und reinigen lassen.

Wann muss das Ohrpassstück eines Hörgeräts angepasst werden?
Haben Sie das Hörgerät technisch überprüfen lassen und es kommt trotzdem immer wieder zu dem unangenehmen Rückkopplungspfeifen, dann kann es helfen, die Otoplastik auszutauschen. Denn es ist möglich, dass der Schall durch kleine Undichtigkeit oder kaum zu erkennenden Löcher entweicht. Es gibt aber noch zahlreiche andere Gründe, warum es notwendig werden kann, das Ohrstück anzupassen:
| Grund | Beschreibung/typische Anzeichen |
|---|---|
| normale Abnutzung |
|
| Materialveränderung |
|
| körperliche Veränderungen |
|
| medizinische Gründe |
|
| akustische Auffälligkeiten |
|
| Beschwerden im Ohr |
|
| Sitzprobleme |
|
| sichtbare Schäden |
|
| Reinigung |
|
| Optik |
|
| Hörveränderung |
|
Kann die Batterie des Hörgeräts an der Rückkopplung schuld sein?
Ein Pfeifen im Hörgerät ist oft eines der ersten Warnsignale, dass ein Batteriewechsel fällig ist. Denn ist die Batterie fast leer, arbeitet das Hörgerät instabil und produziert möglicherweise Störgeräusche. Aber auch eine falsch eingesetzte Energiequelle kann Probleme verursachen. Wenn die Batterie nicht richtig im Fach sitzt oder verdreht ist, kann die Stromversorgung unterbrochen sein, was zu Fehlfunktionen und Pfeifen führt. Verschmutzte Kontakte im Batteriefach können ebenfalls die Stromzufuhr beeinträchtigen, genau wie alte oder abgelaufene Batterien, die selbst unbenutzt mit der Zeit an Leistung verlieren, besonders wenn sie falsch gelagert wurden.
Achten Sie beim Batteriewechsel immer auf die richtige Polung. Entfernen Sie die Schutzfolie vollständig und reinigen Sie vorsichtig die Kontakte im Batteriefach mit einem trockenen Tuch. Ersatzbatterien sollten immer trocken und bei Raumtemperatur gelagert werden.
Wann sollte man wegen Pfeifens zum Hörakustiker gehen?
Wenn einfache Maßnahmen wie das Anpassen der Lautstärke innerhalb von 1 bis 2 Tagen nicht helfen, ist ein Besuch beim Hörakustiker ratsam. Sie sollten zeitnah einen Termin vereinbaren, wenn
- das Gerät trotz Reinigung pfeift
- wenn es beim Kauen, Sprechen oder Gähnen pfeift
- das Ohrpassstück wackelt oder leicht herausfällt
- das Pfeifen immer öfter auftritt
Gehen Sie aber am besten sofort zu einem Hörakustiker, wenn
- Ihr neues Hörgerät von Anfang an pfeift
- es zu einem ständigen Pfeifen kommt, obwohl das Hörgerät korrekt sitzt und sauber ist
- wenn Schmerzen oder Druckstellen das Pfeifen begleiten
- Sie gestürzt sind oder das Hörgerät heruntergefallen ist, denn dann könnte es sein, dass das Gerät defekt ist
Wie oft sollte ein Hörgerät auf Sitz und Dichtigkeit kontrolliert werden?
Der korrekte Sitz und die Dichtigkeit eines Hörgeräts sollten idealerweise alle 6 bis 12 Monate im Rahmen einer routinemäßigen Wartung und professionellen Reinigung von einem Hörakustiker überprüft werden. Diese Kontrollen sind wichtig, da sich die Form des menschlichen Gehörgangs im Laufe der Zeit leicht verändern kann, wodurch die ursprünglich angepasste Otoplastik nicht mehr perfekt abdichtet, was die Hauptursache für das unerwünschte Pfeifen ist. Bei Hinter-dem-Ohr-Hörgeräten mit Schallschlauch empfiehlt es sich außerdem, den Schlauch alle 3 Monate zu prüfen oder zu ersetzen, da er verhärten oder verstopfen kann, was ebenfalls den korrekten Sitz beeinträchtigt.
Was kostet eine Anpassung oder Reparatur bei Pfeifen des Hörgeräts?
Das Pfeifen eines Hörgeräts ist oft kein Defekt, der sofort hohe Kosten verursacht, sondern meistens auf eine einfache Ursache zurückzuführen, die Ihr Hörakustiker schnell beheben kann. Eine Kontrolle, die Reinigung sowie die Neueinstellung beziehungsweise Justierung des Hörgeräts sind bei einem Hörakustiker oft kostenlos oder im Service inbegriffen, besonders wenn es sich um ein von der Hörgerät mit Kostenübernahme durch die Krankenkasse handelt und Sie regelmäßige Wartungstermine wahrnehmen. Denn für Kassen-Hörgeräte gibt es eine Reparatur- und Servicepauschale, bei der die Krankenkasse die Kosten für die ersten 6 Jahre übernimmt. Diese Pauschale deckt Inspektionen, notwendige Reparaturen und Einstellungen ab. Wenn es sich um einen größeren Defekt handelt, der über die Pauschale hinausgeht oder außerhalb der Garantiezeit liegt, variieren die Kosten je nach Schaden und Art des Geräts. Bei kleineren Teilen wie dem Schallschlauch müssen Sie mit etwa 20 bis 30 Euro rechnen, eine Otoplastik kann aber auch 150 Euro kosten.
Fazit
Pfeifende Hörgeräte sind ein häufiges, aber meist lösbares Problem. In vielen Fällen helfen bereits einfache Sofortmaßnahmen wie das Gerät neu einsetzen, gründlich reinigen oder die Lautstärke anpassen. Oft liegt die Ursache einfach bei zu viel Ohrenschmalz, einem lockeren Sitz oder verstopften Öffnungen. Bei neuen Hörgeräten sollte Pfeifen jedoch nicht auftreten. Wenn das passiert, sollten Sie sobald wie möglich zu einem Hörakustiker gehen, da dann ziemlich sicher die Anpassung nicht optimal war. Auch wenn das Pfeifen trotz Reinigung und korrektem Sitz anhält, ständig auftritt oder von Schmerzen begleitet wird, solltest du professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Hörgerät pfeift: Häufig gestellte Fragen
Was tun, wenn ein neues Hörgerät von Anfang an pfeift?
Ein neues Hörgerät sollte nicht pfeifen, wenn es richtig angepasst ist. Vereinbaren Sie am besten einen Termin bei dem Hörakustiker, der es Ihnen angepasst hat.
Was ist, wenn das Hörgerät beim Einsetzen pfeift?
Wenn das Hörgerät nur beim Einsetzen pfeift, ist das fast immer eine kurzzeitige Rückkopplung, weil das Mikrofon schon „hört“, während der Gehörgang noch nicht dicht abgeschlossen ist. Das lässt sich meist mit ein paar Handgriffen beheben. Drehen Sie am besten die Lautstärke leiser und prüfen Sie die Einzelteile auf festen Sitz.
Gibt es Hörgeräte mit automatischer Rückkopplungsunterdrückung?
Hörgeräte mit automatischer Rückkopplungsunterdrückung sind heutzutage Standard. Sie nutzen hochentwickelte digitale Signalverarbeitung, um das lästige und schrille Pfeifen, das durch rücklaufenden Schall entsteht, aktiv zu verhindern. Durch den Einsatz von Technologien wie dem Gegensignal-Prinzip und frequenzselektiver Absenkung garantieren sie einen hohen Tragekomfort und eine klare Klangqualität ohne störende Nebengeräusche.
Quellen
[1] Sankowsky-Rothe, Tobias, u. a. „Reziproke Messung des akustischen Feedbackpfades bei Hörgeräten“. Dega-akustik.de, pub.dega-akustik.de/DAGA_2015/data/articles/000431.pdf. Zugegriffen 27. November 2025.